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November 1911, Urner Wochenblatt, 35. Jahrgang Erdbeben In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag, ca. 10.25 Uhr erlebten wir ein ca. 5-10 Sekunden dauerndes ziemlich heftiges Erdbeben. Die Bewegung ging von Süd nach Nord und nach übereinstimmenden Berichten vieler Augenzeugen hatte man zuerst das Gefühl, als ob ein plötzlicher Sturm daherfahre und die Häuser in ihren Grundfesten erschüttere. Die offenen Türen und Fenster wurden hin und herbewegt, hängende Lampen gerieten in stark pendelnde Bewegung, Wanduhren standen still. An mehreren Orten sind Personen, die quer zur Bewegungsrichtung lagen, aus den Betten geworfen worden - das Geschrei, das sie anstellten, soll weitherum hörbar gewesen sein. Andere verloren im Momente des Treppenaufsteigens die Stiegenlehne aus den Händen und stolperten, plötzlich vornüberlehnend, bis Nase und Tritte nähere Bekanntschaft machten; andere purzelten beim Öffnen der Haustüre fast oder ganz in den Gang hinein. An verschiedenen Orten flogen die Kommodengarnituren auf den Fussboden hinunter, Öfen stürzten um, kurz, in ganz Altdorf ging alles in gewissem Masse drunter und drüber, und der Schläfer, die in sanften Schlaf versunken, den Stoss nicht spürten, werden wohl wenige sein. Im Nu fanden sich grössere und kleinere Gruppen erregten und verängstigten Volkes in den Strassen zusammen, die mit aschbleichen Gesichtern ihre Erdbebenerfahrungen austauschten. - Schaden ist keiner angerichtet worden, soviel wenigstens bis dato bekannt, es ist auch nicht eine einzige Hypothek von einem Hausdach heruntergeworfen worden. Das letzte Erdbeben, ein in unseren Gegenden sehr seltenes Vorkommnis, ereignete sich vor vielen Jahren; es war bedeutend schwächer als das gestrige und verursachte damals einen grossen Schrecken. Ein auf Station Altdorf aus dem Zug aussteigender Passagier bemerkte zuerst ein blitzartiges Leuchten, gefolgt von einem Tosen, das demjenigen starken Föhnes glich und darauf begann die Bewegung der Erde. In Flüelen bemerkte man um die nämliche Zeit, ca. 10.25 zwei Stösse, einen schwächern ersten und einen stärkern zweiten. Alles war auch in Flüelen auf den Beinen und harrte ängstlich weiterer Stösse, die jedoch nicht mehr eintrafen. In Seedorf wurde das Beben ebenfalls verspürt. Dass es sich da mit ziemlicher Stärke geltend machte, geht daraus hervor, dass ein in einem Käfig schlafender Kanarienvogel von der Gewalt der Stösse ab seinem Stenglein geworfen wurde. Aus Unterschächen wird berichtet, dass man dort die Erscheinung auch wahrgenommen, jedoch soll es erst nach 11 Uhr gewesen sein. (Die Uhr des Herrn Berichterstatters muss stark vorgehen, denn von einem zweiten Stoss um 11 Uhr bemerkte man nichts, während derjenige von 10.25 Uhr sich in der ganzen Gegend bemerkbar machte.) Die Erschütterung sei so stark gewesen, dass das Geschirr auf Küchengestellen und Genterlenen regelrecht geklappert habe. In Zürich erregte das Beben nach verschiedenen Berichten eine richtige Panik. Es wurden Kamine heruntergeworfen, elektrische Licht- und Telephonleitungen unterbrochen; ganz Zürich war auf der Strasse. Ein Kondukteur eines Gotthardzuges hinterliess in Altdorf Bericht, dass man selbst im fahrenden Zuge das Beben mit unheimlicher Deutlichkeit wahrgenommen habe. |
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