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Zu
Besuch in der kleinsten Urner Gemeinde Bauen / 24. März 1973
Gotthard-Post
Nr.12
Zu Besuch in der kleinsten Urner Gemeinde Bauen -ar- Die kleinste Urner Gemeinde - mit rund 200 Einwohnern - hat in der jüngsten Zeit einen Wandel vom "stillen Gelände am See" in einen Grossbauplatz erlebt. An die 180 Gastarbeiter sind damit beschäftigt, die Arbeiten rund um den Seelisbergtunnel und die "kleine Linksufrige" in dieser Region voranzutreiben. Nebst imposanten Werkhallen schossen zahlreiche Barackenbauten wie Pilze aus dem Boden. Noch lange Jahre wird das Monster-Bauvorhaben das linke Urnerseeufer prägen, ehe hier wieder wohltuende Ruhe einkehrt und Bauen zu dem wird, was es war: eine Oase der Geruhsamkeit und Erholung inmitten der idyllischen Landschaft. Dass es bislang bei letzterer geblieben ist und der "Ausverkauf der Heimat" nicht überbordende Formen annahm, darf als Verdienst der umsichtigen Behörden und Einwohnerschaft gewertet werden. An aufwendigen Zukunftsaufgaben wird es allerdings in nächster Zeit auch in Bauen nicht fehlen! Wer noch nie etwas von Bauen gehört haben sollte, ist zumindest ein schlechter Patriot. Die kleine Gemeinde am linken Urnerseeufer durfte nämlich vor einiger Zeit bereits den 160. Geburtstag ihres Schweizerpsalm-Komponisten feiern: Alberik Zwyssig ist somit wohl der berühmteste Sohn seines Geburtsortes. Allerdings hielt er Uri nicht allzu lange die Treue, trat schon bald dem Zisterzienserorden bei und verstarb schliesslich im blühenden Alter von 46 Jahren (18. November 1854) in Mehrerau vorzeitig. Noch heute erinnert eine Büste vor dem Zwyssighaus an den grossen Komponisten. Turnhalle und Sportplatz in Sicht Als zweite Urner Gemeinde nahm Bauen vor einigen Jahren die Verwirklichung einer Kläranlage in Angriff. Deren Konzeption wurde bereits auf die angekündigten Barackenbauten im Zusammenhang mit dem Nationalstrassenbau ausgerichtet, so dass heute keine ungereinigten Abwasser mehr in die Seebucht auslaufen. Damit ist bereits angetönt, dass die aus den Gastarbeiterunterkünften anfallenden Quellensteuern - sie betrugen 1972 für Bauen 80 000 und für die Kirchgemeinde 40 000 Franken - bei weitem nicht nur reine "Einnahmen" sind, sondern auch entsprechende Gegenleistungen erforderlich machen. Wir
unterhielten uns diesbezüglich mit Posthalter Alois Infanger
(52), welcher das Gemeindepräsidium seit nicht weniger als
zehn Jahren mit Sachkenntnis und Umsicht führt. Aus dem
Gespräch ergab sich, dass die Gemeinde willens ist, der
Bauarbeiterschaft auch Möglichkeiten für die
Freizeitgestaltung zu bieten. dies ist umso erfreulicher, als diese
zurzeit noch überaus bescheiden dastehen und praktisch kaum
über das Kartenspiel in Kantine und
Unterkunftsräumlichkeiten, den "Töggelikasten " im
Aufenthaltsraum oder einen kleinen Fussballmatch auf dem kleinen
Vorplatz hinausgehen. Zum grossen "Ausgang" Richtung Altdorf reicht es
für die Belegschaft nämlich kaum. Denn selbst am
freien Samstag muss das Schiff in Flüelen für die
Rückfahrt bereits um halb sechs Uhr bestiegen werden, welches
seine Passagiere anlässlich der letzten Tagesfahr nach
achtzehnminütiger "Reise" in Bauen absetzt; es sei denn, einer
der wenigen PW-Besitzer führe einige seiner Kollegen
über die zurzeit meist gesperrte Güterstrasse
Richtung Altdorf und zurück.
So hat die letzte Gemeindeversammlung beschlossen einen Kredit von 10 000 Franken zu bewilligen. Derselbe soll für die Planung einer Turnhalle mit angegliedertem kleinem Sportplatz verwendet werden. (Standort: südlich des bestehenden Schulhauses). bis Ende Jahr bereits soll die Angelegenheit der Gemeindeversammlung vorgelegt werden. Es besteht die Absicht, die neuen Sportanlagen dann an bestimmten Tagen und Zeiten auch den Gastarbeitern zur Verfügung zu stellen. Teilweise bereits überlastete Kläranlage Einer modernen Wasserversorgung wird in Bauen das Teilweise bereits überlastete Kläranlage Einer modernen Wasserversorgung wird in Bauen das entsprechende Augenmerk geschenkt. Das neue Versorgungsnetz ist bereits sehr weit gediehen und die letzte Ausbauphase dürfte im Laufe des kommenden Sommers abgeschlossen werden können. Die Erneuerung des Wasserreservoirs befindet sich zurzeit im Studium. Die Kläranlage der Gemeinde sollte ihrerseits einen entsprechenden Ausbau erfahren. Sie ist für einen Einwohnerwert von 600 Einheiten erstellt. Speziell in Sommerzeiten bringt der herrschende Tourismus im Zusammenhang mit den Gastarbeiterunterkünften sowie der ebenfalls angeschlossenen Kantine eine teilweise Überlastung, der es zu begegnen gilt. Bereits wurden Expertisen in die Wege geleitet, doch sind noch keine bestimmten Entscheide getroffen. Der Ruf nach einer Verbindungsstrasse Seelisberg-Bauen In
jüngster Zeit sprach die Einwohnerschaft einen Kredit in
Höhe von 20 000 Franken für die Verwirklichung einer
Bau- und Zonenplanung. In diesem Zusammenhang wird demnächst
eine Kommission gebildet, welche sich mit den vielschichtigen Aufgaben
zu befassen haben wird. Falls keine unerwarteten Verzögerungen
eintreten, darf mit einem Abschluss der Arbeiten im Verlaufe des Jahres
1974 gerechnet werden. Mit der Verwirklichung einer Bau- und
Zonenplanung möchte man den Kanton praktisch zwingen", die
Verbindungsstrasse Seelisberg-Bauen auf beförderlichem Weg in
einer ersten Phase zu projektieren. Bislang ist nämlich
lediglich von einem Ausführungsprojekt Seelisberg-Wyssig die
Rede, wofür auch schon die entsprechenden
Millionenbeträge vorgesehen und die Landerwerbsverhandlungen
durchgeführt sind. Mit der Fortsetzung der
Streckenführung zwischen Wyssig und Bauen würde dann
die in weitesten Teilen der betroffenen Region ersehnte Verbindung
Seelisberg-Bauen-Urner Unterland Tatsache, womit dann auch der Beiname
Seelisbergs als "Urner Enklave" endgültig aus dem sprachlichen
Repertoire gestrichen werden könnte.
Ein neues Gewand für das Schulhaus Die Bauener dürfen für sich in Anspruch nehmen, bezüglich des Schulwesens eine offene Hand zu haben. So wurden im Monat Februar einerseits 100 000 Franken für die Innen- und Aussenrestauration des bestehenden und aus dem Jahre 1912 stammenden Schulhauses bewilligt, das einer dringenden "Überholung" bedarf. Anderseits stimmte der Souverän auch der Einführung des Schultypus A zu, was eine "Gleichschaltung" mit den Schulverhältnissen im Hauptort bedeutet. Auch wurde der Besuch des achten Schuljahres als obligatorisch erklärt. In Bauen werden gegenwärtig rund anderthalb Dutzend Schülerinnen und Schüler in der "Gesamtschule" (+. bis und mit &. Primarklasse registriert, welche durch Fräulein Christa Marti unterrichtet werden. Die Abschlussklassen- und Sekundarschüler haben ihre "Pflichten" im benachbarten Dorf Flüelen, zu erfüllen - Nicht unerwähnt bleibe schliesslich die Kreditsprechung von 40 000 Franken für neue Weg- und Strassenbeleuchtungen. Sie zeigt auf, dass in der kleinsten Urner Gemeinde wirklich in allen Belangen fortschrittlich gedacht wird und man sich hier durchaus der Verpflichtungen bewusst ist, welche an das "Eldorado" der Urner Riviera gestellt werden, an jene idyllische Stätte, wo die Kirschbäume im Frühling dank des ausgesprochen milden Klimas als erste im Urnerland ihre Blüten treiben, notabene auch Feigenbäume und Palmengewächse gedeihen und der Promenade einen fast côte-d'azur-haften Anstrich verleihen. |
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