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Weg der
Schweiz Abschnitt Zürich / vom 6. Februar 1986
ZüriWoche Zürichs Weg ist steil - trotzdem Glück gehabt Ein neuer "Weg der Schweiz" am Urnersee soll Kernstück der CH 91 sein - 6089 Meter entfallen auf den Kanton Zürich Mit einem "Weg der Schweiz" um den Urnersee will die Eidgenossenschaft 1991 ihren 700. Geburtstag feiern. Die Strecke, die der Kanton Zürich zugeteilt erhielt, verläuft von Seelisberg nach Bauen. Die "Züri Woche" hat sich auf den Weg gemacht und die Strecke erkundet. Resultat: Wir Zürcher haben wieder einmal Riesenglück gehabt! Wenn der Jakob Nef genug hatte von all dem dummen Geschwätz der Leute, dann zog er sich zurück ins Herz der Schweiz. In Bauen, dem palmenumflorten Dörfchen am Urnersee, hat er sich schliesslich zur Ruhe gesetzt. Hier fischt er, wander und plaudert im Hotel Schiller mit Leuten, denen Natur immer schön und nicht erst seit den toten Tannen ein teurer Begriff war. Einmal hat er, ein gebürtiger Appenzeller, in der Stadt Zürich gearbeitet, aber dort unten hat es ihn fast "erwürgt". Aber jetzt, das heisst spätestens in fünf Jahren, geht das wieder los: Die Zürcher kommen nach Bauen! 1991 feiert die Schweiz ihren 700. Geburtstag. Dieses Ereignis eid- wie zeitgenössisch in Szene zu setzen, ist die Aufgabe der im Dezember 1984 gegründeten Stiftung CH 91. In unzähligen Sitzungen unzähliger Gremien haben sich Jubiläumsstrategen und -planer auf folgendes Gesamtkonzept geeinigt: Eigentliche Jubiläumsanlässe Ein "Weg der Schweiz" Thematische Ereignisse, die in den fünf Standortkantonen Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug stattfinden. Landesweite Ereignisse, die zu den Anlässen in der Innerschweiz einen Bezug haben. Um den Kanton Appenzell-Innerrhoden zu durchqueren wird der Jubiläumswanderer 71 Meter zurücklegen müssen, für Zürich nicht weniger als 6089 Meter. Von der Kirche Seelisberg bis hinunter zur Post Bauen. Von 859 Meter auf 463 Meter. Ein steiler Abstieg über Holztreppen! Das haben wir nun davon, dass wir es so eilig hatten, der Eidgenossenschaft beizutreten. Wohlgestaltiges Braunvieh Theo Näpflin tröstet uns. In der schmucken Bergstation der Treib-Seelisbergbahn versichert uns der "Bahnhofsvorstand" glaubwürdig, dass Zürich trotzdem das grosse Los gezogen hat: "Denken Sie an unser Seelisberg und die wunderbare Aussicht." Derweil rieselt draussen feiner Schnee aus einer trüben Suppe. Deshalb blättern wir im Restaurant Tell im Prospekt und erfahren da: In Seelisberg fallen bloss 165 Zentimeter Niederschlag. Die Luft ist sehr mild, staubfrei und anregend. Wanderer bewundern das "wohlgestaltige Braunvieh" und den roten Milan, der über dem Rütliwald seine Kreise zu ziehen pflegt. Das Rütli selbst und den Vierwaldstättersee, diese "Freudenträne des lieben Gottes", bewundern die Wanderfreunde sowieso. In Seelisberg wohnen 606 Menschen. Dann und wann zeigt sich noch der scheue Auerhahn. In früheren Zeiten lustwandelten die feinen Damen aus dem Unterland auf er gasbeleuchteten Terrasse vor dem "Grand Hotel und Kuretablissement Seelisberg-Sonnenberg", während ihre feisten Ehemänner bergbauerngleich in einem prähistorischen Fitness-Room schwere Bretter hobelten (heute logieren dort die "Yogis" vom Seelisberg). Noch zu jeder Zeit machte Seelisberg Fremde selig. Die
Gemeinde will dafür sorgen, dass dies 1991 auch den
Zürchern widerfährt. Geplant sind etwa ein Rastplatz
im Wald, auf dem bis zu 400 Wanderer ihre Würstchen
grillieren, während sich nebenan die Kinder auf einem grossen
Spielplatz die Zeit um die Ohren schaukeln können. Geplant
sind weiter ein kleinerer Rastplatz im Dorf (mit einem Brunnen), eine
Fahnenallee (die Symbole aller Kantone) und vier Pavillons (einer
für die Luzerner, drei für die Zürcher). In
diesen hölzernen, rund 10mal 10 Meter grossen
Ausstellungsräumen sollen sich die Kantone selbst darstellen
können. Das zürcherische Organisationskomitee, das
sich dieser Tage konstituiert und dem höchst wahrscheinlich
unter dem Vorsitz von Regierungsrat Jakob Stucki Vertreter aus
Parteien, den Städten Zürich und Winterthur und dem
Gemeindepräsidentenverband angehören werden, wird
sich im Verlaufe dieses Jahres unter anderem mit der Frage zu befassen
haben, ob und was man mit diesen Pavillons denn will.
Hoffentlich nicht nur Zürcher Zwar ist es erklärter Wille der Stiftung CH 91, den "Weg der Schweiz" nicht zur Vergnügungsstrasse verkommen zu lassen. Wenn dann aber an schönen Sommertagen im Jahre 1991 bis geschätzte 20 000 Eidgenossen wandernd zur Selbstbesinnung kommen, wollen die betroffenen Gemeinden nicht mit leeren Händen dastehen. Und auch der Weg, der heute zu 90 Prozent besteht, sollte dann einen ordentlichen Eindruck machen. Sicher und bequem, wenn möglich rollstuhlgängig. Mit Toiletten. Und Bänkli. Und Samariterposten. Und ... Ist es den Einheimischen da noch wohl? Im "Tell" zu Seelisberg tönt's so: Wirtin Ursula Truttmann: "Je mehr Gäste kommen, desto besser" Und Serviertochter Irene: " Wenn dann nur nicht alles Zürcher sind." Bei den "Yogis" denkt man freudig an eine eigene Ausstellung. Und in der Bergstation der Treib-Seelisbergbahn meint "Bahnhofvorstand" und Samaritervereinsmitglied Näpflin: "Hier im Dorf gibt es gegen diesen Weg kaum Opposition. Auch Vereine wie unsere Samariter oder die Musikgesellschaft machen begeistert mit! Natürlich ist es dann wichtig, dass auch der öffentliche Verkehr ausgebaut wird." (Bis anhin sind zwei zusätzliche Schiffe auf dem Urnersee geplant.) Wenig Opposition ist auch in Bauen, der zweiten "Zürcher"-Gemeinde, zu spüren. Hier, wo während des Seelisbergtunnelbaus bis zu 300 Gastarbeiter aus neun Nationen logierten, wo die Nagra bohren will und an schönen Tagen schon über 1000 Fremde an den Palmen vorbei zum Zwyssig-Denkmal pilgern (Alberik Zwyssig. 1808-1854, hat uns das "Trittst im Morgenrot daher" beschert), hier lässt man sich so leicht nicht mehr aus der Ruhe bringen. Zumal die Übung einen unbestreitbaren Vorteil mit sich bringt: Mit CH-91-Geldern wird die 230-Seelen-Gemeinde endlich ein gefährliches Strassenstück mit einem Trottoir versehen können. (Aber das liegt dann nicht mehr im Kanton Zürich, sondern im Kanton Glarus.) Nur Jakob
Nef, der in Bauen seine Ruhe vor den Leuten gefunden hat,
äussert Bedenken: "Wer zahlt dann die Folgekosten?" Im
übrigen zeigt er sich versöhnlich. "Die
Zürcher und all die anderen sind herzlich willkommen. Denn wer
Wanderschuhe trägt, ist ein rechter Mensch."
Wir haben, hier sei es gestanden, den Kanton Zürich nur zum Teil per pedes durchquert. Der Schnee hat uns Städter ganz einfach geschafft. Trotzdem haben wir viel gesehen, was auf "unserer" Wegstrecke liegt: Die Maria-Himmelfahrts-Kapelle in Seelisberg (ein Bijou), das spätgotische Schlösschen Beroldingen (auch ein Bijou), die Aussichtspunkte "Dachsenhöhlen " und " Marienhöhe" und ganz einfach Bäume, Felsen, abgeschiedene Winkel. Seelisberger und Bauener haben recht: Die Zürcher Wegstrecke ist wunderbar. Und dir, lieber Leser, sei geraten: Mach dich auf die Socken und wandere von Seelisberg hinunter ans liebliche Gestade. Aber wenn du schlau bist, tu es jetzt. In fünf Jahren, so ist zu befürchten, siehst du vor lauter Pavillons und Bänkli und Leuten und Würsten das Rütli nicht mehr. Gerhard Nievergelt |
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