Home |
Dorf | Kirche St. Idda | Schule / Freizeit | Pflanzen / Tiere | Stimmungsbilder |
Ereignisse | Dampfschiffe / Urnersee | Umgebung | Früher | Uri Spezial | Bauen Tourismus |
Tellsplatte
mit Tellskapelle St. Sebastian Ausschnitte aus DIE KUNSTDENKMÄLER DES KANTONS URI Band II Die Seegemeinden Von Helmi Gasser Birkhäuser Verlag Basel 1986 Geschichte "Die
Tellsplatte als Stätte, an welcher Tell sich durch einen
Sprung aus dem Schiff Gesslers rettete, kommt in sämtlichen
Varianten der Tellsgeschichte vor, mit Ausnahme des Tellenlieds. Die
zeitlich früheste, schriftliche Erwähnung findet sich
in dem um 1470/72 geschriebenen Weissen Buch, dessen
Befreiungsgeschichte auf eine ältere, um oder nach 1420
entstandene Vorlage zurück geht. Bei der Sprungepisode wird
die Platte ausdrücklich "ze Tellen blatten" genannt. Melchior
Russ schreibt 1482 "die selb blatt heyss noch hüt by tag
Wilhelm tellen blatt". Seit dem späteren 15. Jh. stellte sie
eine Denkwürdigkeit der Eidgenossenschaft dar. Dieses klein
bemessene Naturdenkmal wurde von den darauf sukzessive errichteten
Gedenkbauten zunächst teilweise (bis 1590), dann
völlig überlagert und schliesslich für die
Errichtung eines begehbaren Nationalmonuments 1879 zerstört."
Beschreibung "Die Steinplatte, die sich aus dem steilen Felsabfall zungenhaft in den See vorschob, hatte höchstens die Ausmasse von etwa 7 x 6 m. Das winzige Grundstück gehörte seit je der öffentlichen Hand. Es wurde landseits unmittelbar umschlossen vom privaten Anwesen Bittleten, dessen bebaubares Gelände auf einer erhöhten Terrasse am Ansatz des Axenmassivs liegt, "zu Sisickon zu Bittleten uff der Wasserflu". Der enge Umgebungsbereich behielt diesen Namen. Seit dem früheren 17. Jh. wurde jedoch auch die Bezeichnung "bei der Tellsplatte" oder "beim Tellen" gebräuchlich." Erste
Kapelle
Geschichte "Eine Kapelle soll 1388 erbaut worden sein. Dass man nach der Schlacht von Sempach und der Erbauung der dortigen Schlachtkapelle (1387) in der Urschweiz auch dankbar der Taten der Anfänge der Eidgenossenschaft gedachte, dürfte immerhin ein Argument zugunsten dieses Datums darstellen. Die erste zeitgenössische Nachricht über eine bestehende Kapelle findet sich in der zwischen 1508 und 1516 entstandenen Schweizer Chronik HEINRICH BRENNWALDS: "wirt sidhar des Tellen platten genempt und ist ein käppeli daruf gebuwen". Die erste bekannte bildliche Darstellung der Tellskapelle enthält ein aus Luzern stammendes, um 1523 entstandenen Relief der Tellsgeschichte. Bedeutsam für die Kapelle wurde die Gründung der "Bruderschaft der Hoch Heylligsten Dreyfaltigkeit zue der Tällen Blatten genambt", 1561, die zu einer Art Trägerschaft der Kapelle wurde. Sie beging von diesem Zeitpunkt an in der Kapelle ein Ewiges Jahrzeit, jeweils am Freitag nach der Auffahrt. Das Jahrzeit bestand aus drei gesungenen Ämtern, das erste zu Ehren der Dreifaltigkeit, das zweite zu Ehren Mariens, das letzte als "Sellen Ambt zum Trost und gedächtnuss Willhelm Tellen von Ury, Stauffachers von Schweytz und Aerni aus dem Melch Thaal von Underwalden", als "ersten Anfängern" der Eidgenossenschaft, sowie aller, welche um des Vaterlands Willen gestorben sind, sowie aller Altgläubigen wegen ihres Glaubens umgekommenen Katholiken. Die hohe Eintrittsgebühr von einer Goldkrone sollte für die Auslagen dieses Jahrzeits, jedoch auch zum "Erhalten", "Erbauen" und "Erbesseren" der Kapelle dienen. In den Zielen der Bruderschaft, welche das Gedächtnis an Tell auf die Drei Eidgenossen ("Drei Tellen") ausweitete, wie auch dem Patronat der Dreifaltigkeit - in deren Name der Bund der Drei Eidgenossen geschlossen worden war -, wird deutlich, dass die Kapelle nun zu einer kirchlichen Gedenkstätte für die Ursprünge der Eidgenossenschaft erhoben wurde. Der - wie aus dem Bruderschaftsverzeichnis hervorgeht - elitären Vereinigung gehörten vorab politisch oder im Kriegswesen Tätige an, die an der Vaterlandsgeschichte interessiert waren und für den alten Glauben einstanden. Unter den Mitgliedern fanden sich stets wieder prominente Auswärtige. Seit der Gründung waren in der Bruderschaft die Spitzen von Gesellschaft und Behörden vertreten. Hiedurch bekam die Tellenfahrt schon von Anbeginn einen offiziösen Charakter. Der Zeitpunkt, zu welchem sie offiziell zur Landeswallfahrt erklärt wurde, und die Kosten der Prozession dann vom Land übernommen wurden, lässt sich nicht belegen. Nicht sicher datierbar auch die Übernahme der Predigt durch die Kapuziner. 1582 wird die jährliche Tellenfahrt in einem Eintrag im Jahrzeitbuch Altdorf als Institution erwähnt, die offensichtlich grossen Zustrom hat." Beschreibung "Auf der ältesten Darstellung ist die Kapelle (beim Tellssprung) als geosteter, die westliche Eingansseite dem See zugekehrter, rechteckiger Bau mit Satteldach wiedergegeben, wie auch auf den Darstellungen vom 1547 in Basel und von 1588 in Bürglen. Ein von Stil und Gewandung her in die dreissiger Jahre zu datierender Tellgeschichte- Holzschnitt des Meisters M. S. zeigt die Kapelle in selber Ausrichtung, jedoch mit einem grossen Öffnungsbogen an der Eingansseite, wie an kleinen Wegkapellen oft anzutreffen ist." Zweite Kapelle Geschichte "Schon seit
dem früheren 17. Jh. genoss die Prozession zur Tellsplatte in
Uri solche Popularität, dass man den Freitag nach Auffahrt als
"Tellenfreitag" bezeichnete. 1645 sicherer Beleg für
Übernahme der Prozessionskosten durch das Land, 1682
für die Kapuzinerpredigt. In den erhaltenen Urner
Staatsrechnungen kontinuierlich Abrechnungen für die
Tellenfahrt. Für 1755 betrugen die Prozessionskosten 17 G. 31
Sch, überdem wurde den Kapuzinern für die Predigt
"der gewohnte Saum Wein" (im Wert von etwa 28 G.) zugeteilt. Den
Sigristendienst versah der jeweilige Eigentümer des
anstossenden Anwesens Bittleten, auch die kleineren Unterhaltsarbeiten
wurden von ihm übernommen und aus der Landesrechnung gezahlt.
Es fällt auch der halboffizielle Charakter der
Dreifaltigkeitsbruderschaft auf: einzig bei dieser Bruderschaft kam das
Land für Anschaffungen auf. Im Gefolge der
Französischen Revolution und zahlreicher Reisebeschreibungen
war die Kapelle um 1800 zu einer vielbesuchten europäischen
Sehenswürdigkeit geworden. Auch die Schiffsgesellen
führten die Tellskapelle als ihr Wahrzeichen, das auf Fahne
und Tafel festgehalten wurde. Im ersten Drittel des 19 Jh. erreichte
die Berühmtheit der Tellskapelle einen Höhepunkt,
woran das packende Geschichtswerk Johannes von Müllers und
insbesondere der gewaltige Erfolg von Schillers "Wilhelm Tell"
mitbeteiligt waren. Zu einer besonders glanzvollen Tellenfahrt
gestaltete sich die Zusammenkunft des dreiörtigen
Schützenvereins, der 1832 in Altdorf tagte und mit 40 Schiffen
zur Tellskapelle fuhr. 1865 brachte die Eröffnung der
Axenstrasse wiederum einen neuen grösseren Besucherstrom."
Dritte, heutige Kapelle Beschreibung "Der Bau
ist architektonisch eine Kopie der alten Tellskapelle. Der neue Beitrag
besteht in der künstlerischen Ausstattung, der Ausmalung mit
vier Monumentalgemälden durch ERNST STÜCKELBERG
(1880-1882). Die Gemälde füllen jeweilen nicht nur
ein Bogenfeld aus, sondern erstrecken sich auch auf einen
beträchtlichen Teil des unteren Wandfelds. Wegen der
Längsrechteckigkeit der Joche ergeben sich an den Schmalseiten
breitere Wandfelder. Diese, auch optisch gesondert, werden von den
figurenreichen Bildern des Apfelschusses und des Rütlischwurs
eingenommen, während die Hauptwand die beiden sich unmittelbar
folgenden Szenen des Tellsprungs an der Platte und Gesslers Tod
enthält."
"Seitenwand Nord: 1. Tells Apfelschuss. Verbildlicht ist die Szene nach dem Schuss, Tells Antwort auf die Frage nach dem zweiten Pfeil. Hierin gegenüber dem den Apfelschuss wiedergebenden Wettbewerbsentwurf stark abweichend. Im Vordergrund bildbeherrschend die harte Auseinandersetzung zwischen dem Landvogt, der, hoch zu Ross, herrisch auf den zweiten Pfeil wiest, und dem frontal gegebenen Tell, der mit seiner muskulösen Rechten diesen umfasst." 2. Tells Sprung. "Linkes
Gemälde der Hauptwand. Zur Örtlichkeit der
Tellsplatte in direktestem Bezug stehend. Wiederum ist der Augenblick
nach der Tat bzw. nach dem Sprung dargestellt. Gegenüber dem
Apfelschuss ist die Dramatik verschärft und gesteigert,
einerseits das mit Vogt und Schergen schwerbeladene, dem Sturm
preisgegebene Boot, anderseits Tell, nach getanem Sprung, mit dem Fuss
machtvoll den Nachen zurückstossend, mit der Linken sich an
einem Ast festklammernd, mit der Rechten die Armbrust fassend: die
heroische Kraft des urtümlich Einzelnen, die sowohl gegen
tobende Elemente wie menschliche Übermacht zu siegen vermag."
3. Gesslers Tod "Rechtes Bild der Rückwand. Wiederum ist der Augenblick nach dem Geschehen dargestellt. Gessler ist bereits tot auf seinem blauschwarzen Pferd zurückgesunken, von Raben umflattert, auf der Anhöhe kniet Tell, von gelbem Licht umflossen. Die Dramatik gibt stilleren Tönen Raum." 4. Seitenwand Süd: Der Rütlischwur. "Gegenüber
dem Wettbewerbsentwurf am meisten verändert: anstelle eines
stehenden und zweier knienden Eidgenossen drei stehende Männer
sowie drei Gruppen von Mitschwörenden. Die drei Hauptfiguren -
in der Mitte Walter Fürst, zu seiner Rechten Stauffacher, zur
linken Melchthal - sind in Lebensalter, Haltung und pathetischer
Gebärdensprache stark differenziert, die Begleitgruppen durch
Schilde gekennzeichnet. Ganz am Gemälderand rechts ein
Selbstbildnis des Malers mit Schwert, bez. "Stückelberg /
Pictor Basil". Im Gewölbe Wappen des Schweizerischen
Kunstvereins."
|
HERZLICHEN DANK FÜR DEN BESUCH UND IM VORAUS AUCH FÜR EIN FEEDBACK! EVELYNE SCHERER | Kontakt |