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Der Föhn, der älteste Urner ![]() Urner Wochenblatt / Nr.89 Bauen und Haldi nach dem Föhnsturm ehg.- Noch
Tage, Wochen und sogar Monate wird es dauern, bis alle Schäden
einigermassen behoben sind, die der gewaltige Föhnsturm im
Kanton Uri und in weiten Teilen der Schweiz verursacht hat. Bauen und
Haldi sind ein Beispiel dafür.
Vor allem die Uferzone der Gemeinde Bauen wurde stark beschädigt. Der wilde Vierwaldstättersee brachte Mauern zum Einstürzen oder er unterspülte sie. Die unterspülte Mauer bei der Pfarrkirche Bauen musste noch während der Föhntage mit Drahtseilen gesichert werden. Der Boden der Kirche drohte wegzurutschen, samt Beton-Mauern. Das Skilifthäuschen von Josef Gisler- Arnold und von Hans Gisler auf Haldi wurde, wie die Bilder zeigen, total zerstört. Das Dach wurde abgehoben und blieb erst vor Gislers "Heimet" liegen. Die eine Wand der Skilift-Talstation brach völlig zusammen. Ebenfalls wurde der Stall von Josef Gisler-Arnold abgedeckt. Schadensumme in der Zentralschweiz: 10 Mio Franken Die
Schäden in Uri sind gross, ja riesig. In einer Hochrechnung
für den Kanton Uri nannte der "Tages-Anzeiger" Mitte dieser
Woche eine Schadensumme von über fünf Millionen
Franken". Schätzungen der Schadenhöhe für
die Zentralschweiz liegen bei rund 10 Millionen, für die
gesamte Schweiz bei 20 Millionen Franken.
Föhnsturm deckt Hausdach ab Unteres
Reusstal Böen von über 143 km/h
Urner Wochenblatt, Mittwoch 23. Dezember 2009 Noch am Montagmorgen, 21. Dezember, mass die Meteo-Schweiz-Station in Altdorf eine Temperatur von -2,8 Grad Celsius. 24 Stunden später waren es 10,6 Grad. Zwischen diesen 13,4 Grad lag ein gewaltiger Föhnsturm, der um zirka 21.00 Uhr seinen Höhepunkt erreichte. In Altdorf wurden Windböen von 140,4 km/h gemessen, an der Isleten gar 143,2 km/h. In jener Föhnnacht wurde an der Seedorferstrasse in Altdorf ein Teil eines Hausdaches abgedeckt. Da Ziegel lose herumflogen, musste die Seedorferstrasse zwischen der Giessenstrasse und der Seedorferbrücke gesperrt werden, erklärte Polizeisprecher Karl Egli auf Nachfrage des Urner Wochenblattes. Zwischen 23.50 und 1.50 Uhr war auch die Allmendstrasse zwischen der Reusstrasse und der Flüelerstrasse für den Verkehr unpassierbar, da sich ein Blech wegen des starken Windes in der Hochspannungsleitung verfangen hatte und entfernt werden musste. - Verletzt wurde niemand, die Höhe der Sachschäden ist noch nicht bekannt. (ma) ![]() Es ist der
21. November. Auf Besuch ist heute wieder einmal der älteste
Urner, der Föhn. Mit seinem warmen Atem sorgt er
dafür, dass (nicht nur) in Bauen die Vegetation
südliche Wärme einsaugt. Der kämpferische
Wind zerzaust die Palmen und Bananenbäume, rüttelt an
den Kakteen und an den Feigenbäumen, er schüttelt die
bunten Blätter von den Ästen und zaubert mit ihnen
bunte, bewegliche, schwankende Teppiche auf den See. Er pustet weisse
Schaumkronen auf die Wellen, und treibt quirlige Wassergeister auf die
Seeoberfläche. Gerne bläst er sie manchmal bis zu den
Fenstern der ufernahen Häuser, und lässt das Wasser
bei der Friedhofmauer hoch hinauf spritzen. Wenn er nicht grad mit dem
Wasserfall am Oberbauen spielt, fegt er die Schneereste weg.
Schmerzt der Kopf, zwicken die Glieder, zwacken die alten Operationsnarben, klopft das Herz, möchte man euphorisch zehn Arbeiten aufs Mal ausführen, ist man abgeschlagen und im Strassenverkehr unkonzentriert, wird das Nervensystem positiv oder negativ gereizt, schwankt der Blutdruck, wird man vor lauter freiwerdender Energie von purer Lebensfreude gepackt, vor allem wenn die Fernsicht alles in die Nähe rückt, spielen die Gefühle verrückt, treiben die bunten Segel der Surfer plötzlich in Windeseile bei der Isleten ihr elegantes Spiel: ganz klar, der Hexenwind, der Föhn ist daran Schuld! Der treibt es bunt mit den Wellen und mit uns, manchmal verweilt er mehrere Tage. Der Urnersee ist sein Lieblingstummelplatz. Der Reussgletscher hat die Rinne des Urnersees fast genau in Nord-Süd-Richtung ausgehobelt und damit eine beinahe 10 km lange, relativ schmale Rinne mit hohen Steilufern geschaffen. In diesem engen Tal kann der Föhn innert kürzester Zeit gefährliche Stürme mit hohen Windgeschwindigkeiten und starkem Wellengang auslösen. ![]() Die wohl
berühmteste Schilderung des Urnersee-Föhns finden wir
bei Friedrich Schillers "Wilhelm Tell". Den Helden lässt er
folgende Worte sagen:
"Die
schnellen Herrscher sind's, die kurz regieren.
Wenn sich der Föhn erhebt aus seinen Schlünden, Löscht man die Feuer aus, die Schiffe suchen Eilends den Hafen, und der mächt'ge Geist Geht ohne Schaden, spurlos, über die Erde. Ein jeder lebe still bei sich daheim, Dem Friedlichen gewährt man gern den Frieden." Johannes Scherr wird vom Föhn auf folgende Art inspiriert: Die
Tochter der Luft
Und überm Bergkamm und heran die Halde, Den Säbel über'm Kopf, des Rosses Bauch Fast auf der Erde, auf, herüber, vor, Entgegen durch die eisernen Gassen schnaubend, Zusammenschlägt die sausende Reiterschlacht, Ein wirbelnder, rasender Föhn; antreten zwanzig Mal tausend ihren schwirren Schwertertanz, Verschlingend paarend sich zum furchtbaren Reigen; Trompeten schmettern, Nüstern schnaufen den Chorus, Die stählernen Lüfte sprühn, der Boden funkt; Vom trappelnden Tritt der Tanzplatz schwankt, und wenn Die wirbelnden Paare sich fassen, lassen nicht los Sie wieder, halten sie fest, bis rot der eine, Der andre blass, herunter von Leib und Leben: Als tanzte Tod und Teufel auf Mont St. Jean Den Bergtanz wieder mit hunderttausend Füssen. Zertreten werden Bataillone, kalt Zusammengehauen ganze Regimenter; Vorwärts, zurück, Flut, Ebbe, Flut, schiebt hin Und her sich die metallene See. In der
Geschichte "Der weisse Tod" von Rudolf Stratz ist mit grosser Dramatik
vom Föhn die Rede. Obwohl dieser Wind um das Matterhorn
prescht, und nicht über den Urnersee, ist die Beschreibung
dennoch eindrücklich:
"Ein Donnern und Heulen ging durch die sturmbewegte Luft, ein Brüllen, wie die Hetzjagd böser Geister, die in dem strudelnden Nebel- und Wolkenmeer ihr Wesen trieben. Zwei Gewaltige rangen da miteinander: der Föhnsturm und das Matterhorn. Aus dem Süden, aus der Glut der italienischen Sonne kam der Föhn daher und stürzte sich gierig in die kalten Alpentäler. Die Lärchenwaldungen krachten und prasselten, in hundertästigem Gewirr zusammenstürzend unter seinem flammenden Hauch; die Sennhütten fegte er, einen Haufen wirbelnder Schindeln und Balken, spielend über die Matten und blies mit seinem Sturmesatem die Wolken am Himmel in Fetzen auseinander. Aber an dem starren Steingespenst, das höhnisch über diese Wolken hinausgrinste, da zerschmetterte sich seine Kraft. Die Felswände hielten den Anprall auf. Wohl stürzten von ihnen haushohe Blöcke zu Tal, und rieselndes Schuttgeröll glitt über die schroffen Platten nieder; wohl schien es, als wanke der ganze Riesenbau, wenn ihn der Orkan brüllend an den Schultern fasste und schüttelte und rüttelte, aber immer wieder teilten sich machtlos die zerschellten Luftwogen an den Klippen und strudelten ziellos an den Schründen des Abhangs dahin. Es stöhnte in allen Klüften, es fauchte in den Spalten des Gesteins und zischte wütend um die ragenden Zacken, und in diesen Wirbeln tanzten und stiegen, zusammengeblasen, auseinandergerissen und in tollem Spiel zu neuen Fetzen und Klumpen sich einend, die ungeheuren grauen Schwaden. Weiter unten, gegen das Tal hin, entströmte triefender Regen dieser schwankenden, haltlos durcheinander flutenden Dunstwelt. Hier oben aber sprühte es in der Ferne glitzernd weiss aus den herantreibenden Wettern. Was sie an Schneeflocken besassen, das schüttelten die Wolken in wilden Würfen, in millionenfachem, weissem Gewimmel in den Sturm hinein aus, der jauchzend das Spielzeug empfing. Hier stäubte er es wagerecht über die aufgepflügten Schneehänge hin, dort musste es in schrägen Strahlen an der Felswand branden, da wieder liess er es durch Felsentrichter in sausendem Gewirre kreisen und blies es nach oben, nach den Wolken zurück, von denen es stammte. Sein ungeheures Gebrüll verschlang alles andre. Sein Feind, das Matterhorn, konnte dagegen nicht aufkommen. Das bisschen Lawinendonner und Krachen abstürzender Bergmassen, das verhallte spurlos in dem Jauchzen und Gellen der entfesselten Sturmgeister, die, in wirbelnde Schneeflocken gehüllt, die Wände umkreisten." ![]() Rudolf Baumbach braucht den Föhn als Kulisse für eine Selbstmordgeschichte (Zlatorog, Kapitel 15): "Horch, wie
der Föhn durchbraust die Nacht,
Horch, wie im Wald die Tanne kracht! Wehe, wehe dem Unglücksmann, Trifft ihn der Sturm in den Bergen an. Betet ihr Frauen, betet!" Conrad Ferdinand Meyer dichtet: In
einer Sturmnacht
Es fährt der Wind gewaltig durch die Nacht, In seine gellen Pfeifen bläst der Föhn. Prophetisch kämpft am Himmel eine Schlacht Und überschreit ein wimmernd Sterbgestöhn. Was jetzt dämonenhaft in Lüften zieht, Eh das Jahrhundert schiesst, erfüllts die Zeit - In Sturmespausen klingt das Friedelied Aus einer fernen, fernen Seligkeit. Die Ampel, die in leichten Ketten hangt, Hellt meiner Kammer weite Dämmerung. Und wann die Decke bebt, die Diele bangt, Bewegt sie leise sich in sachtem Schwung. Mir redet diese Flamme wunderbar Von einer windbewegten Ampel Licht, Die einst geglommen für ein nächtlich Paar, Ein greises und ein göttlich Angesicht. Es sprach der Friedestifter, den du weisst, In einer solchen wilden Nacht wie heut: "Hörst, Nikodeme, du den Schöpfer Geist, Der mächtig weht und seine Welt erneut?" ![]() Florian Lusser preist die Sonnenseiten des Föhns: Wend's
Bliemli syfzget underem Schnee,
D'r Bür nyt z'hirtä hed am Veh, Dä hilft kei Sunnäschtrahl nu Glüet, Wenn nid d'r Fehn äu hälfä tüet. Hermann Hesses Föhn: Am Ende jedes Winters kam der Föhn mit seinem tieftönigen Gebrause, das der Älpler mit Zittern und Entsetzen hört und nach welchem er in der Fremde mit verzehrendem Heimweh dürstet. Wenn der Föhn nahe ist, spüren ihn viele Stunden voraus Männer und Weiber, Berge, Wild und Vieh. Sein Kommen, welchem fast immer kühle Gegenwinde vorausgehen, verkündigt ein warmes, tiefes Sausen. Der blaugrüne See wird in ein paar Augenblicken tintenschwarz und setzt plötzlich hastige, weisse Schaumkronen auf. Und bald darauf donnert er, der noch vor Minuten unhörbar friedlich lag, mit erbitterter Brandung wie ein Meer ans Ufer. Zugleich rückt die ganze Landschaft ängstlich nah zusammen. Auf Gipfeln, die sonst in entrückter Ferne brüten, kann man jetzt die Felsen zählen, und von Dörfern, die sonst nur als brauen Flecken im Weiten lagen, unterscheidet man jetzt Dächer, Giebel und Fenster. Alles rückt zusammen, Berge, Matten und Häuser, wie eine furchtsame Herde. Und dann beginnt das grollende Sausen, das Zittern im Boden. Aufgepeitschte Seewellen werden streckenweit wie Rauch durch die Luft dahingetrieben, und fortwährend, zumal in den Nächten, hört man den verzweifelten Kampf des Sturmes mit den Bergen. Eine kleine Zeit später redet sich dann die Nachricht von verschütteten Bächen, zerschlagenen Häusern, zerbrochenen Kähnen und vermissten Vätern und Brüdern durch die Dörfer. ![]() Und zum Ende kommt Florian Lusser zu Wort: Är
bricht eim Dächr, Baim und Pfeischter,
är lärmt und spukt wie beesi Geischter. Yer Lytä! Tiend em d'Ehr nur a, D'r Fehn, der isch ä stolze Ma. Der stolze
Mann war heute mit uns gnädig, Dächer, Bäume
und Fenster sind noch ganz. Bald wird eine neue Wetterlage den
"bösen Geist" vertreiben, er wird geschwächt den See
wieder in Ruhe lassen und die Surfer heim schicken. Und ich? Ich wische
eine Ladung Herbstblätter zusammen und werde nächste
Nacht versuchen, besser zu schlafen!
... und die
Damenwelt wird wieder für eine Weile ohne Gratis-Behandlung
des Coiffeurs Föhn auskommen müssen, um so
hübsch frisiert zu sein wie mein Model Claudia.
![]() Der Text auf der Gedenktafel nahe bei der Tellsplatte lautet: ![]() AM
WEISSEN-SONNTAG, DEN 1928
VERUNGLÜCKTEN VOM FÖHNSTURM ÜBERRASCHTEN DIE MITGLIEDER DES SEEKLUB URI: OSKAR STALLER, 1911 WALTER FRISCHKNECHT, 1909 MARTIN
Wipfli, 1896
Feenig
Wenn s feenig isch im Ürnerland, de jaa, gaat mängisch allerhand, sig s uf dr Straas, sig s äü dähäimä, da isch doch alles ab dr Läinä. Äü d Äüto faaret uvernimftig, und zwischetinnä flüächt mä zimftig, mä stoppet, hüüpet, blinkt, git Gaas, was isch das äü scho wider, waas? Nur feenig isch äs, tintäklaar, dergäget gschitzt isch nit dr Pfaar, äü nit dr Leerer, äü nit d Chind, jedweedä gspirt dr Lappigrind. Nit zallerletscht de i dr Büüdä: äs Wort, scho cheemet s üs dä Stüüdä; fir gweentli afa tüät s bim Schef, äü wenn nu trochä isch sy Teff. Furztrochä, gnäüw, das isch dr Grund, warum de ds Kliima nit isch gsund, wiäsoo mä emä bstimmtä Tag sy Umwält nimmä schmeckä mag. Mäint jeedä, diisä sig dr timmer, natyyrli macht das d Sach nu schlimmer; s wird bhäüptet, gläärmet, d Händ verriärt, bis ds Pulverfass de expodiärt. Rächt intressant sind all diä Grindä, wo gäärä nu mee wettet zindä, bis mä schiär gaar de nimmä cha, mit dem isch äs de gweentli taa. Drüf cham-mä mit mä altä Bääsä äü d Schärbä scheen ga zämälääsä; isch äü dr Schaadä minimaal, isch feenigs Wätter glyych fataal. Hermann Arnold Chrüt und Chabis Gedichte aus dem Alltag 1988, Gesamtherstellung: Gamma Druck + Verlag AG, Altdorf |
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