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Seit 33 Jahren fährt Tony Infanger mit dem Postauto ins Isenthal. Nun geht er in Rente. Das "Urner Wochenblatt" hat ihn an seinem letzten Arbeitstag als Chauffeur begleitet. "Hübsch
heute, ganz unerwartet", sagt Tony Infanger zur einsteigenden Dame. "Wo
solls denn hingehen?" Sie löst ein Billett zur Seilbahn
Gitschenen. Schnell tippt Tony Infanger die Zahlen in seinen Automaten
beim Fahrersitz. "Macht 4.80 Franken", sagt er. Sie zahlt und nimmt
Platz in der dritten Reihe, als erster Fahrgast auf diesem Kurs. Es ist
8.30 Uhr. Das Postauto steht an der Posthaltestelle Isleten und nimmt
die kurvige Strasse ins Isental in Angriff. Es ist blendend
schönes Wetter, und das Gelb des Postautos leuchtet in der
Morgensonne. Bereits zum zweiten Mal fährt Tony Infanger heute
die enge Strasse hoch. Seit 33 Jahren ist das sein Alltag. Insgesamt
hat er rund 45 000 Fahrten ins schmale Tal über dem Urnersee
unternommen. Doch an diesem Mittwoch ist die Fahrt ins Isenthal und
zurück eine spezielle. Sein Postauto ist mit Blumen
geschmückt, und in grossen Lettern steht vorne geschrieben:
"Heute letzter Arbeitstag". Am vergangenen Mittwoch, 30. Mai 2007, ging
das sympathische Urgestein des Postautodienstes in Rente.
Eine der schönsten Strecken Das
Postauto fährt in Isenthal ein. Tony Infanger lädt
die mittransportierten Milchkübel ab. Auch das gehört
zu seiner Arbeit. "Jetzt fängt ein neuer Lebensabschnitt an",
sagt Tony Infanger. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge
betrachtet er seine bevorstehende Rente. Einerseits sei es eine
Erleichterung, nicht tagtäglich dem Zeitdruck ausgesetzt zu
sein. Andererseits werde ihm der Kontakt zu den Postkollegen und den
Fahrgästen fehlen. Und natürlich auch die Strecke,
auf der er 33 Jahre lang verkehrt ist. "Viele haben mich schon gefragt,
ob das nicht langweilig sei", erzählt er. "Mir hat das aber
nie Probleme gemacht." Natürlich fahre er immer dieselbe
Strecke, dafür aber eine der schönsten im Kanton Uri.
Am See vorbei, der schneeweisse Bristen im Hintergrund, rauf ins
gemütliche Isenthal - davon konnte Tony Infanger nicht genug
kriegen. Als gebürtiger Isenthaler hat er so oder so eine
spezielle Verbindung zum Isental. "Vor allem im Frühling ist
die Landschaft immer besonders schön", schwärmt er.
Auch fahrtechnisch ist die Strecke Altdorf-Isenthal herausfordernd und
abwechslungsreich, sodass es dem Postautochauffeur nie langweilig
wurde. Zudem kennt er fast jeden seiner Fahrgäste. Zu vielen
davon ist eine langjährige Verbindung entstanden.
Täglich hat er auch die Schüler von Isenthal in die
Kreisschule Seedorf und nach Altdorf gefahren. "Ich habe es auch mit
den Jugendlichen immer gut gehabt", sagt er, und man spürt,
dass er dies nicht als Selbstverständlichkeit empfindet.
"Wir hatten ein Riesenglück" In der Endstation bei der Seilbahn Gitschenen steigt eine Dame ein. "Da habe ich Glück gehabt, dass ich dich noch einmal für eine Fahrt erwische", sagt sie. "Schade, dass du nicht mehr fährst." - In all den Jahren hat Tony Infanger einiges erlebt auf seinen Fahrten. Von einem grösseren Unfall blieb er verschont, 33 Jahre lang. Höchstens vielleicht an einer engen Stelle eine Ecke tuschiert hat er. Einmal sei ihm ein Stein durchs Dach geflogen, damals als der Tunnel noch nicht gebaut war und die alte Strasse ins Isenthal unter einer gefährlichen Felswand durchführte. "Ich war mit 25 Schülern unterwegs, da krachte es plötzlich", schildert er den Vorfall. "Der Stein ist auf dem Armaturenbrett gelandet. Da hatten wir ein Riesenglück, dass nichts weiter passiert ist." Auch im Winter gab es immer wieder brenzlige Situationen. Doch immer gingen sie unfallfrei aus - auch dank der sehr guten Arbeit der Strassenmeister. Ihnen bindet Tony Infanger ein Kränzchen: "Sie haben ein grosses Verdienst, dass ich immer unfallfrei blieb." Rückwärtsfahren für Touristen Trotz seiner Verbundenheit zur Post und zum Isenthal freut er sich auf die kommende Zeit. Die Arbeitstage eines Postautochauffeurs sind lang und zuweilen hart. Um 4.30 Uhr stand er jeweils auf, um 5.40 Uhr begann der Arbeitstag und um zirka 19.30 Uhr endete er. Das lässt er gerne hinter sich. Zudem ist der Chauffeur ständig dem Druck ausgesetzt, die Anschlusszüge oder die Schiffe zu erreichen. So musste er auch schon mal einem Touristen, der die schmale Bergstrecke blockierte, ins Auto steigen und selber rückwärtsfahren. Auch auf einen geregelten Tagesablauf und einen gewissen Wochenrhythmus freut er sich. "Man merkt, dass man nicht mehr so belastbar ist wie früher", sagt Tony Infanger. Nun plant er eine grosse Reise nach Australien. Zwei Monate geht er mit seiner Frau Hanny nach "Down Under" und trifft seinen Sohn, der sich zur gleichen Zeit in Australien aufhält. "Ich habe mir mit meiner Frau lange Gedanken gemacht, ob ich schon mit 62 in die Rente gehen soll", sagt er. "Aber man muss es machen, solange man noch gesund ist." Im Isenthal wird der sympathische Chauffeur trotzdem noch anzutreffen sein. Und wenn er hochfährt, dann mit dem Velo oder natürlich dem Postauto. Das versteht sich von selbst. Harry Tresch |
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