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Bauen - Feldmoos
- Waseneggli - Furggelen - Isenthal - Isleten - Bauen Die Wanderung unternehmen wir
anfangs Oktober 2008. Der erste Schnee hat die Bergspitzen schon
überzuckert und die Landschaft noch vielseitiger gestaltet.
Die Schmetterlinge suchen ihre Nahrung noch in den letzten
Sommerfliederblüten, die noch nicht verwelkt sind.
Nein, das das Boot im Wald ist nicht ein origineller Wegweiser in Richtung Paris. Wir marschieren auf der Strasse in Richtung Feldmoos! Die Saison der Pilzsucher ist schon einige Zeit eröffnet. Beeindruckende Pilzversammlungen entdecken wir auf einer feuchten Waldlichtung. Und von hier aus präsentiert sich schon eine wunderschöne Sicht auf den Rophaien und die Axenstrasse, am linken Bildrand das einsam gelegene Haus Feldmoos. Immer weiter aufwärts führt der Wanderweg, von einem schönen Aussichtspunkt zum anderen. Nun haben wir das Waseneggli
erreicht. Darüber thront der Niederbauen-Chulm
Neugierige Schafe gucken ganz
erstaunt. So viele Wanderer gibt es nicht in der Gegend, die muss man
schon richtig beaugapfeln, während sie tief unter sich den
Ausgangspunkt der Wanderung, Bauen, in den letzten
Nachmittagssonnenstrahlen entdecken und fotografieren. Das Schild mit
der Ankündigung des Aussichtspunktes hat nicht zuviel
versprochen.
Hochkant kommen sogar die Spitzen der Mythen ins Bild! Und im Breitformat die ganze, wilde Schönheit und Romantik des Urnersees. Kann man sich noch mehr Stille vorstellen? Nun fängt der
unangenehme Teil der Wanderung an. Es geht steil hinauf, auf
durchnässtem rutschigen Waldboden, auf einem engen
Bergwanderweg. Ein Hoch den helfenden Wanderstöcken! Durch die
Baumkronen schimmert der Himmel durch, der ersehnte
Passübergang, Furgglenen genannt, ist nicht mehr weit weg.
Jetzt wird aber nicht
gefaulenzt, sondern für den nächsten Schwinger-Anlass
fleissig geübt. Vom Jahrgang 2000 an ist man sogar berechtigt,
an Wettkämpfen mitzumachen. Und warum nicht stolz einige
Kostproben zeigen, ohne Scheu vor der Kamera!
Und damit alle wissen, worum es da geht, folgt aus der Gebrauchsanweisung für die Schweiz von Thomas Küng eine Erklärung über das Schwingen. Wenn ein Grochsen (rindsmässiges Stöhnen) über die Matte hallt, als ob zwei Stiere die Hörner im Kampf verkeilt hätten, das Sägemehl wirbelt und staubt, Bier und Weisswein in Strömen fliessen und ganz am Schluss Tausende begeistert johlen, haben Sie den ältesten Schweizer Kampfsport (ab 13. Jahrhundert) entdeckt. Aber Achtung: Wenn der Lokalmatador im Schlussgang den 110 Kilo schweren Gegner an den Hosen unter lautem Brüllen hochgehoben hat und es trotz Zappeln und Winden des lebendigen Doppelzentners schafft, den Bösen über die Hüfte zu drehen, und über 200 kompakte Kilo in der richtigen Konstellation - er zuerst, ich auf ihm - ins Sägemehl zu krachen, wenn er also mit einer blanken 10 den Muni und den Titel eines Schwingkönigs errungen hat, ist es nicht an ihm, triumphierend aufzubrüllen, die Arme hochzureissen und die Fäuste zu ballen. Das erste, was er zu tun hat, ist, dem Gegner wieder auf die Beine zu helfen und ihm das Sägemehl von den Schultern zu klopfen - auch dann, wenn die beiden Kolosse ausserhalb des Rings im Gras landeten und kein Stäubchen auf den Schulterblättern auszumachen ist. Der Respekt gilt zuerst dem besiegten Gegner, die begeisterte Masse wird den Gewinner schon noch auf die Schultern heben. Mit Schlungg, Kurz, Lätz, Innerem und Äusserem Brienzer, Gamme und Wyberhagge (Weiberhaken) versuchen die stärksten Schweizer - und selten ein paar Schweizerinnen - an einem Schwinget in die Kränze zu kommen. Umgangssprachlich kommt mittlerweile alles oder nichts in die Kränze, das heisst in die engere Wahl, denn wer an einem Schwinget unter den besten 15 Prozent ist, bekommt einen Kranz, beim Eidgenössischen gilt er gar als Eidgenoss. Das ist logisch. So ist's beim Schwingen, Hosenlupf, lutte Suisse oder Swiss Wrestling. Da greifen die chächen Porschten zusammen, fassen einander im Sägemehlring an der kurzen Drillichhose und versuchen, den jeweiligen Gegner so aus dem Gleichgewicht zu wuchten und ins Sägemehl zu drehen, dass die Schultern - beide Schulterblätter gleichzeitig - den Boden berühren. Die stämmigen Sennen (früher Bauern, heute noch stets im blauen Sennenhemd mit Edelweissmuster) und Turner (ursprünglich Arbeiter, immer weiss gekleidet) kennen wie die japanischen Sumokämpfer keine Gewichtsklassen. Der Stärkste soll gewinnen, und doch sind die Schwinger - alles Amateure - keine Fettkolosse wie die Sumoringer. Schlungg und Konsorten sind die gebräuchlichsten Würfe mit teilweise internationalen Pendants aus Ringen und Judo. Der Wyberhagge beispielsweise ist auffällig verwandt mit dem O-uchi-gari im Judo... Wer den Gegner auf den Rücken dreht, bekommt mindestens 9,75 Punkte, wenns besonders schön (oder eben böse) ausgesehen hat, gibts gar eine 10. Für einen Gstellten (Unentschieden) gibts noch 9,5 Punkte. Gekämpft wird also nicht im K.O-System. Den Schlussgang bestreiten die zwei Punktbesten nach Anschwingen und Zwischenrunde. Der Sieger im Schlussgang hat sicher das Schwinget gewonnen, bei einem Gestellten hat auch ein Dritter Siegeschancen. Die kleine Seilbahn
Wissig-Furggelen, die ganzjährig für den Transport
von 3 Personen zugelassen ist, könnte uns in
kürzester Zeit von 1220 auf 830 Höhenmeter hinunter
befördern, eigentlich wären unsere Füsse
genug müde. Wir entschliessen uns aber die gewaltige Kulisse
der Berge und des Grosstals auf uns wirken zu lassen und marschieren,
diesmal ohne zu rutschen auf einer frisch geschotterten Strasse ins
Tal, nach Isenthal.
Und von Isenthal aus gehts auf der Fahrstrasse (die letzte Talfahrt des Postautos ist schon vorbei), auf kleinen Wanderweglein, die die weiten Kehren der Strasse abkürzen. Im untergehenden Licht der Sonne leuchtet die Spitze des Bristen über das Reussdelta und den Urnersee, während wir auf dem alten Landweg zur Isleten marschieren, ans Ufer des Urnersees. Hans Kempf von Bauen hat sich in seinem Amt als Gemeindepräsident damals sehr eingesetzt, dass der alte Landweg in Stand gestellt wurde. Mit einer grosszügigen Spende der Stadt Meilen konnte er sein Ziel erreichen.) Wir staunen nicht schlecht, dass in den Wandertunnel zwischen Isleten und Bauen keine einzige Beleuchtung brennt. Schon wieder helfen die Wanderstöcke. Man kann damit die Wände abtasten und den Weg erraten. Schlussfolgerung: Ein Erlebnis jagte das andere! Und das in 4 1/2 Stunden Wanderzeit plus Verschnauf- und Fotografierpausen. |
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