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1911 17. November: Isleten - ein Ort mit Sprengkraft

URI Isleten war mit der Dynamit Nobel AG und der Schweizerischen Sprengstoff AG Cheddite ein bedeutender Arbeitgeber für den Kanton Uri. Ein Rückblick.

Markus Sigrist

redaktionaturnerzeitung.ch

Mitten im Alpenraum, auf dem abseits gelegenen und Isleten genannten Bachdelta am Vierwaldstättersee, begann im Mittelalter eine interessante Industriegeschichte. 1596, ein Jahr nachdem am Gotthardpassweg in der Schöllenen die erste steinerne Teufelsbrücke gebaut worden war, erwarb Johann Jakob Madran, der Begründer des Urner Erzbergbaus, die Isleten am linken Ufer des Vierwaldstättersee - ein grosses Areal mit Ressourcen von Wasser und Holz. Damit erhielt Madran die Erzschürfrechte im Isental und einen Standort für die Eisenverhüttung. Der mittelalterliche Kaufvertrag blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts mit allen verbrieften Rechten und Pflichten auf diesem grossen Gelände die massgebende Grundlage. Madrans Tätigkeit währte aber nur kurze Zeit. Sägereien nutzten während zweieinhalb Jahrhunderten das für ihre Zwecke ideale Gelände. Nach der Periode der Helvetik, als 1837 das erste Dampfschiff den Vierwaldstättersee von Luzern nach Flüelen befahren und damit den Zugang zur Gotthardroute erleichtert hatte, beschrieb der Urner Arzt und Naturforscher Karl Franz Lusser sehr visionär die Isleten als geeigneten Industriestandort.

Bahn bringt Umwälzungen

Schon bald verwirklichte der bedeutende Urner Ingenieur, Unternehmer und Staatsmann Karl Emanuel Müller diese Idee, indem er die Isleten käuflich erwarb und ab 1851 eine Papierfabrik als ersten Urner Industriebetrieb baute. Mit der Eröffnung der Axenstrasse 1865 öffnete sich der bisher topografisch abgeschottete Kanton Uri sukzessive zur Aussenwelt. Bald machte sich das Eisenbahnzeitalter auch in Uri mit der Projektierung der Gotthardbahn bemerkbar, die in der Folge grosse Umwälzungen brachte. Ein Jahr nach der Eröffnung der Axenstrasse machte 1866 der Schwede Alfred Bernhard Nobel die epochale Erfindung des Dynamits. Mit seinem Geschäftssinn nutzte er die Gelegenheit, beim Bau des Gotthardtunnels sein neues Produkt erstmals in hartem Gestein in grossem Masse anzuwenden und damit weltweit mit diesem Pionierwerk als bestem Werbeträger seine Monopolstellung auszuweiten. So kaufte er mit Partnern 1873 die Isleten mit der stillgelegten Papierfabrik und baute diese zur Dynamitfabrik aus. Abseits einer Siedlung gelegen, war die Isleten für diese nicht ungefährliche Industrie besonders geeignet. Nach Baubeginn des Gotthardtunnels belieferte die Dynamitfabrik Isleten ab 1873 als erste Dynamitfabrik im Alpenraum die Baustellen der Gotthardbahn. Für Uri waren der Bau der Gotthardbahn und der Einsitz der Dynamitproduktion in Isleten in verschiedener Beziehung eine Zäsur, unter andern brachten die vielen Zuzüger andere Kulturen und Sprachen in den Gebirgskanton.

Sprengstoff wird billiger

Nobels Erfolg rief schon bald Nachahmer und Konkurrenten auf den Plan. 1899 wurde in Jussy bei Genf die erste Fabrik errichtet, die einen billigeren Sprengstoff auf der Basis von Chlorat statt dem teureren Nitrat herstellte, den so genannten Cheddite. Den Namen hatte dieser von der Ortschaft Chedde in der Nähe des französischen Chamonix, wo damals Natriumchlorat hergestellt worden war. Rasch entstand daraus ein Weltkonzern. Die Cheddite-Fabrik in Genf erwies sich bald als zu klein und zu peripher gelegen, sodass sich der Bau einer neuen Fabrik aufdrängte. Als Tochterfirma der Société Universelle d'Explosifs in Paris wurde vor hundert Jahren - am 17. November 1911 - in Genf die Société Anonyme Suisse d'Explosifs Cheddite - Schweizerische Sprengstoff-Aktiengesellschaft Cheddite gegründet.

Im Ersten Weltkrieg zog sich der Nobel-Konzern aus der Schweiz zurück, und Isleten wurde 1916 durch die Cheddite AG übernommen, mit den beiden Produktionsstandorten Liestal und Isleten. Rezessionsphasen zwischen den beiden Weltkriegen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch die mit dem Kraftwerk- und Nationalstrassenbau ausgelöste Hochkonjunktur abgelöst. Isleten war mit der Dynamit Nobel AG und später der Schweizerischen Sprengstoff AG Cheddite ein bedeutender Arbeitgeber und Steuerzahler für den Kanton Uri. In erster Linie durch den technischen Wandel im Untertagebau und dem Sprengwesen sowie durch die Markteröffnung und die Auflagen der Störfallverordnung hat Isleten die einstige Bedeutung als Industriestandort weitgehend verloren, es werden aber immer noch Nitroglyzerin für pharmazeutische Zwecke sowie andere Produkte auf der Halbinsel bei Bauen hergestellt.

Hinweis: Im Frühling 2012 wird der Verlag Hier und Jetzt ein Buch über die Geschichte der Schweizerischen Sprengstoffindustrie herausgeben, insbesondere über die Schweizerische Sprengstoff AG Cheddite Liestal-Isleten, verfasst von Hansjakob Burkhardt.



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