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Brief vom Kater Bauz in Bauen an alle Katzen der Umgebung Guten Tag allerseits! Endlich komme ich dazu, euch als schreibender Kater der Presse von Bauen den lang ersehnten Bericht über den Oberen Baumgarten, einem kleinen Teil meines Reviers, zu schreiben. Ihr wisst, obwohl ich euch nur ungern oder gar nicht in mein Revier lasse, schliesslich bin ich der vornehmste Kater aus Bauen, deswegen Bauz von Bauen genannt, dass ich Zugang habe zu den oberen Häusern und ihren Gärten. Da ist überall was los, auch wenn, abgesehen von Wanderern, nicht viele Touristen hier anzutreffen sind und die Kühe vor ein paar Tagen auf die Alp gebracht wurden. Ihre übermütigen Sprünge und Rangeleien vermisse ich ein wenig. Auch den Klang ihrer Glocken. Ich will mich aber darüber nicht beklagen, ich liebe meine Ruhe, Unabhängigkeit und meinen Freiraum, auf den Wiesen am Abhang über dem Dorf, im schattigen Bachbett und in den Gärten. Meine Strasse durch mein Revier ist eine Privatstrasse, sie hat kein Strassenschild, die Häuser bekamen neulich Nummern, was mich aber nicht im Geringsten stört. Ich kenne jeden Schlupfwinkel und jedes Pflänzlein und Gräslein. Ihr anderen Katzen und Kater aus den unteren Regionen des Dorfes, ihr Dorfkatzen auf der anderen Seite des Baches sozusagen, gehört aber doch auch zur Familie, deswegen sende ich euch gerne meine Beobachtungen und Nachrichten. Sie, die Frau, die neu eingezogen ist und die mich deswegen speziell interessiert, ist ein naturliebender grauer Lockenkopf, er, der Mann, ein schlanker aber kräftig zupackender Mann mit diversen originellen Ideen und Meinungen. So ist er zum Beispiel sicher, in mir eine Katze sehen zu wollen (in ihrem mir ungewohntem Dialekt "ein Büüsi"), dabei bin ich, der Bauz von Bauen, alles andere als ein sanftmütiges, streicheleinheitensuchendes Edelbüsi, das zuhause brav wartet, bis der Eidgenossenkater von der Jagd zurück kommt. Na ja, euch Nachbarn muss ich ja nichts erzählen, ich schlage euch alle in die Flucht, wenn ihr es wagt, in meinem Revier herumzuschnüffeln, meine Tatzenhiebe sind gefürchtet und mein Kampfgeschrei in der Nacht weithin hörbar. Falls ihr es mal vergessen sollt: Denkt an den schwarzbraunen Kater Schildpatt von obendran, dem habe ich das halbe Fell zerrupft! Ich kann's zwar verstehen, dass der Mann mich mit einem Katzenfräulein verwechselt, habe ich doch manierliche Pfötchen, eine edle Gangart, eine schneeweisse Brust und ein schönes getigertes Jäcklein auf dem Rücken. Der Mann ist nicht oft im Garten zu sehen wenn die Sonne herrlich warm meinen Pelz erwärmt. Er zieht sich in sein schattiges Körbchen zurück (er nennt es Büro, glaube ich). Bei ihr muss ich aufpassen, sie ist sehr oft im Freien, redet mit allen Käferchen, Schmetterlingen, Blümchen... Am liebsten hätte sie es, wenn ich mich streicheln liesse. Na, ja... Mich interessiert ja auch alles, vor allem was sich lustig bewegt und was nach Fressbarem duftet. Um dem Gesang der Vögel zuzuhören steht sie plötzlich still und unbeweglich wie der Quittenbaum. Leider kommt der Vogel nicht in meine Nähe, die Frau hätte noch mehr Freude dran, wenn er im schattigen, buschigen Feigenbaum singen würde. Ich auch, ich könnte ihn wenigstens jagen und verspeisen! Ihr wisst ja, wir Katzen haben andere Interessen als die Menschen. Die Blindschleiche von neulich ist auch so etwas. Ich habe sie der Frau gezeigt, als sie in ihrem Büro sass und schrieb (es ist ihr Büro, das weiss ich genau, weil ich mal mitten in der Nacht auf ihren Fenstersims gesprungen bin und sie ein wenig zum Spass erschreckt habe). Also: Ich spazierte an ihrem Fenster, am Rosenstock, am Bananenbaum vorbei, erhaschte einen unvorsichtigen Käfer, der ein wenig hölzig schmeckte aber fein knusprig war, dann fand ich die Blindschleiche. Ich wollte mit ihr spielen, aber das Ding war mausetot. Spielverderber! So setzte ich mich mal darauf und überlegte, was die Menschen im Garten in den letzten Monaten verändert haben. Ich muss doch alles gewissenhaft inspizieren, beschnuppern und bepföteln, und manchmal auch gutheissen. Das hohe Gras ist geschnitten, ich kann mich freier bewegen. Sehr gut. Auch duftet die Erde köstlich. In den Esparsetten flattern die Schmetterlinge (Die Frau ruft entzückt: "Sieh mal, ein Schwalbenschwanz... ein Zitronenfalter..!") Das Efeudickicht, das den Weg zum Garten beengte, ist auch zum Teil weg. Die Küchenkräuter interessieren mich nicht, eher die Nacktschnecken, die sich in Scharen und auf leisen und schleimigen Sohlen in der Nacht dort schmatzend aufhalten. Ich liebe die Dinger nicht, einfach bääää! Damit ich mich bequemer auf meinen Streif- und Beobachtungszügen bewegen kann und ohne von allen gesehen zu werden, hat der Mann eine lange Reihe von fein duftenden Thujas gesetzt, das allein schon macht ihn für mich äusserst sympathisch! Am Weg hat er Lichtlein mit Solarbatterien in den Boden gesetzt. Das wäre nicht nötig gewesen, ich sehe im Dunkeln prächtig. Die Fledermäuse kommen deswegen nicht näher an den Boden heran. Wenn ich nur fliegen könnte!... Manchmal die Urnerfahne, jetzt gerade die Schweizerfahne, die lustig im Abendwind flattert, wird in der Nacht ab und zu beleuchtet, zur Freude der Menschen. Vom Biotop einer anderen Familie aus beobachte ich, hinter den Johannisbeeren geduckt, die neu eingezogenen Menschen im, wie sie es nennen, Wintergarten. Sie sind oft dort anzutreffen, obwohl es jetzt doch klar Sommer ist, sie nehmen dort ihre Mahlzeiten, sitzen mit Freunden oder Nachbarn bis in alle Nacht hinein und scheinen Tag und Nacht die Aussicht zu geniessen. Sie freuen sich über flitzende Motorboote, heulende Dampfschiffe, blitzende Segel, sie hören Musik, Jazz nennen sie das. Ich interessiere mich eher für das Froschgequake und die herumschwirrenden Libellen. Diese Tierchen kann man fangen, nun gut, ich versuche es wenigstens, gebe ich ehrlich zu. Die Menschen im Oberen Baumgarten scheinen sich gut zu verstehen. Die sind viel friedlicher als wir Katzen, gebe ich auch ehrlich zu. Sie tauschen Rezepte aus: "Du nimmst von euern Holunderbeeren, kochst sie weich, drückst sie durch ein Sieb und füllst mit dem Saft Eiswürfelbehälter. So hast du auch im Winter den köstlichen Beerensaft im Tee oder im Wasser!" und "Komm wann du willst und ohne zu fragen in unseren Garten und hol dir Rhabarber, Salat, Johannisbeeren und Stachelbeeren!" Unsereiner muss mühsam auf die Jagd gehen, die Menschen schneiden ab und pflücken, was sie brauchen. Im Wintergarten hantieren sie auch mit dem Feldstecher herum, bestimmen die Vögel auf den Bäumen, suchen die Landschaft ab nach Interessantem. Sie freuen sich über den prasselnden Regen, über das Sirren der Mauersegler, die mit rasanter Geschwindigkeit am Balkon vorbei flitzen, während mir die tief fliegenden Mehlschwalben um die Ohren flattern, um in einem der Gärten auf den Beeten zu landen und Körnchen zu picken. Ausführliche Auskunft gäbe ich euch gerne über die anderen Schlupfwinkel der neu eingezogenen Menschen. Auf dem Dach habe ich neulich einen flackernden Lichtschimmer ausmachen können, wie der von einer Fackel. Sie haben dort eine Terrasse, auf die nur die Flugzeuge und Vögel Einsicht haben. Ich spitzte meine Lauscher und hörte Tanzmusik. Ist das möglich, dass die in der Nacht dort oben tanzen? Das hat man in Bauen noch nie gesehen. Dann wurde es still. Ab und zu hörte ich die Frau rufen: "Eine Sternschnuppe!" und "Ein Satellit" Und dass die dort oben eine Milchstrasse entdeckt haben, das finde ich dann doch höchst unglaublich. Das wäre was für uns Katzen! Ich muss unbedingt erforschen, was der Mann damit gemeint hat. Gerne hätte ich euch berichtet, wie es im Haus drin zu und her geht. Leider sind die Türen immer verschlossen. Irgendwann werde ich in einem unbewachten Moment hinein schleichen und treppauf, treppab eine Runde drehen. Seid versichert, ihr werdet eine ausführliche Beschreibung erhalten. Und nun beende ich meinen Rapport mit einem höflichen "Miau!" und einem vielversprechenden "Auf Wiederschreiben". Euer Pressekater Bauz von Bauen
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