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1965 18. April - acht Pfadfinder aus Bergnot gerettet

Was eine leichte österliche Skitour hätte werden sollen, entwickelt sich für eine Zürcher Pfadigruppe zu einem mehrtägigen Drama. Während einer Woche sind sie in einer SAC-Hütte blockiert, ohne jede Verbindung zur Aussenwelt. Eltern und Familien schwanken zwischen Bangen und Hoffen. Das richtige Verhalten der Jungen und die Rettung mit dem Helikopter führen schliesslich zu einem glücklichen Ende.

Die Stille der Berge, die sie ursprünglich ja gesucht hatten, wird jetzt zur Last. Die acht Pfadfinder aus Horgen und Oberrieden realisieren an jenem Ostersonntag, 18. April, dass sie wohl längere Zeit in der Etzlihütte im Urnerland blockiert sein werden. Die ganze Nacht hat es gestürmt und geschneit, am Morgen liegt ein halber Meter Schnee vor der Hütte, und es schneit unaufhaltsam weiter. Am Ostermontag fällen sie den Entschluss, angesichts des Neuschnees und der lauen Temperaturen auf die geplante Abfahrt ins Tal zu verzichten. Eine richtige, aber auch folgenschwere Entscheidung. Niemand weiss, ob sie die Hütte erreicht haben oder beim Aufstieg in eine Lawine geraten sind. Während der nächsten Tage lässt das Wetter weder Rekognoszierungsflüge noch Rettungsaktionen zu. Zu Hause wird die Ungewissheit über das Schicksal der Jungen unerträglich.

Das Missverständnis

Noch bei gutem Wetter sind sie am Karsamstag von Bristen im Maderanertal mit Skiern, Sack und Pack in Richtung Etzlihütte aufgebrochen. Für drei Tage, wie sie glaubten. Angesichts der langfristig schlechten Wetterprognose hatte der Hüttenwart aber angenommen, die angemeldete Tour sei abgesagt worden. Er ergriff deshalb die Gelegenheit, mit einem Helikopter ins Tal zu gelangen.

Die Pfadfinder treffen darum oben eine leere und kalte Hütte an. Es fehlt an Brennholz, und die Lebensmittel, die sie zwei Wochen zuvor hinaufgebracht haben, sind im Vorratszimmer eingeschlossen. Erst nach zwei Tagen wagen sie es, dort "einzubrechen" und ihren Proviant zu holen. Am meisten plagt sie aber der Umstand, dass sie niemanden benachrichtigen und damit beruhigen können. In der Hütte gibt es kein Telefon. Die Zeit, in der jedermann per Handy überallhin Meldungen senden kann, ist noch in weiter Ferne.

Ein kleines Transistorradio als einzige Nachrichtenquelle

Einer der Väter hatte seinem Sohn verboten, sein Transistorradio einzupacken. Dass dieser heimlich trotzdem sein kleines Gerät mitgenommen hatte, hilft ihnen nun. In den Nachrichten von Radio Beromünster vernehmen sie die Vermisstmeldung, die Berichte über die abgebrochenen Rettungsaktionen und die quälende Ungewissheit bei ihren Eltern. Sie hören am Landessender die wiederholten Aufrufe an sie, auf keinen Fall die Abfahrt zu wagen. Auf diese Idee wären sie allerdings nicht gekommen. Vor der Hütte türmt sich eine vier Meter hohe Schneemauer. Sie leben in den folgenden fünf Tagen von Nachrichtensendung zu Nachrichtensendung und vertreiben sich die Zeit mit Jassen. Angst haben sie nicht. Aber sie möchten mitteilen, dass sie in Sicherheit sind. Das Unterfangen, aus dem kleinen Radio einen Sender zu basteln, schlägt fehl.

Riesiges Medienecho - Rettungsaktionen während Tagen erfolglos

Das Interesse aller nationalen Medien kennt keine Grenzen. Sie berichten täglich über das "Bergdrama". Einheimische, Retter und vor allem die Familien stehen unter Dauerdruck. Versuche von Polizei, SAC-Rettungskolonnen und Rettungshelikoptern, zur Hütte vorzudringen, scheitern während Tagen am schlechten Wetter. Die Rettungsflugwacht ist in ihrer vorgeschobenen Einsatzzentrale in Sedrun machtlos. Die Helikopter bleiben im Nebel am Boden. Der "Blick" meldet am Donnerstag auf der Titelseite: "Keine Spur!"

Sie leben!

"Wichtige Mitteilung - wir haben die Etzlihütte erreicht - alle vermissten Pfadfinder befinden sich in der Hütte und sind wohlauf." Dieser erlösende Funkspruch des SAC-Rettungsobmann Pius Condrau am Donnerstag, 22. April, um 12.34 Uhr lässt in Bristen Eltern und Angehörige freudig aufspringen. Die Nachricht verbreitet sich im ganzen Land wie ein Lauffeuer. Der "Blick" meldet am Freitag in grossen, roten Lettern: "Sie leben!"

Das tagelange Bemühen der Rettungsleute findet am nächsten Tag mit der anspruchsvollen Luftrettung seinen Abschluss. Helmut Hugl, Pilot des Heliswiss-Helikopters, bezeichnet später den Anflug und die Landung bei der Hütte angesichts der immer noch schlechen Sicht als "fliegenden Trapezakt". In Sedrun können die Eltern endlich ihre Söhne und Töchter in die Arme schliessen. Der Jüngste der Pfadfinder - später selber Militärpilot - meint: "Mir kommt es vor, als wäre ich ein zweites Mal geboren worden. Vielleicht sind wir alle in diesen Ostertagen ein bisschen erwachsener geworden."

Walter Stünzi

Gönnermagazin der Schweizerischen Rettungsflugwacht

Nummer 77, November 2011


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