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 FEUERWERK in Flüelen und EINE RAKETE VON BEDEUTUNG von Oscar Wilde 

Liebe Homepage-Besucherinnen und -Besucherinnen und -Besucher

Am Tag vor dem 1.August 2007 fand in Flüelen das traditionelle Feuerwerk statt. Wir wollten davon nichts verpassen und stellten uns mit unseren Fotoapparaten am Seeufer in Isleten auf, genossen dabei die Nachtstimmung und die Lichter, die sich im ruhigen See spiegelten. Während der Wartezeit kam mir wieder ein wunderbares Märchen in den Sinn, nämlich "Eine Rakete von Bedeutung" von Oscar Wilde, in welchem er auf humorvolle Art die negativen Charaktereigenschaften seiner Mitmenschen aufdeckt. Und diese Geschichte ist hier teilweise eingefügt, dazwischen die Bilder vom Feuerwerk in Flüelen. Viel Spass beim Lesen!

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

 ... Als letzte Nummer stand ein grosses Feuerwerk auf dem Programm, das um Mitternacht abgebrannt werden sollte. Die kleine Prinzessin hatte noch nie in ihrem Leben ein solches gesehen. Deshalb hatte der König dem königlichen Kunstfeuerwerker Befehl gegeben, am Hochzeitstage zugegen zu sein. "Was ist das, ein Feuerwerk?" hatte sie den Prinzen gefragt, als sie eines Morgens auf der Terrasse spazieren gingen.

"Es ist so etwas ähnliches wie das Nordlicht", sagte der König, der immer Antwort auf Fragen gab, die gar nicht an ihn gerichtet waren, "nur viel natürlicher. Mir ist es lieber als die Sterne, weil man immer ganz genau weiss, wann es losgeht, und es ist so schön wie mein Flötenspiel. Du musst das unbedingt sehen." So war denn am äussersten Ende des königlichen Gartens ein Stand aufgeschlagen worden. Sobald der königliche Pyrotechniker alles an seinen richtigen Platz gebracht hatte, begannen die Feuerwerkskörper sich untereinander zu unterhalten.

"Die Welt ist doch wirklich zu schön!" rief ein kleiner Schwärmer begeistert. "Seht nur mal diese gelben Tulpen: selbst wenn sie echte Knaller wären, könnten sie nicht schöner sein. Ich bin doch sehr froh, dass ich weit gereist bin. Reisen bildet den Geist ungemein und räumt mit allen Vorurteilen auf."

"Der Garten des Königs ist nicht die Welt, du verrückter Schwärmer!" liess sich eine grosse römische Kerze vernehmen. "Die Welt ist ein riesengrosser Platz. Du würdest volle drei Tage brauchen, um sie ganz zu sehen."

"Jeder Platz, den man liebt, bedeutet einem die Welt", äusserte sich ein nachdenkliches Feuerrad, das in seiner Jugend eine alte Spanschachtel geliebt hatte und sich mit seinem gebrochenen Herzen brüstete. "Aber die Liebe ist unmodern geworden; die Dichter haben sie getötet. Sie schrieben so viel darüber, dass ihnen schliesslich niemand mehr glaubt, was mich gar nicht wundert. Denn wahre Liebe leidet schweigend. Ich erinnere mich, wie ich selbst einmal ... , doch darum kümmert sich jetzt niemand. Die Romantik gehört eben der Vergangenheit an."

"Unsinn!" entschied die römische Kerze, "die Romantik stirbt nie. Die ist wie der Mond und lebt ewig. Die Braut und der Bräutigam da, zum Beispiel, lieben einander sehr. Eine braune Kartätsche, die in dem gleichen Schubfach lag wie ich und über die letzten Hofneuigkeiten gut unterrichtet war, erzählte mir heute morgen alles über die beiden.

Doch das Feuerrad schüttelte den Kopf. "Die Romantik ist tot und vorbei", wiederholte es leise. Das Rad gehörte nämlich zu den Leuten, die da glauben, dass am Ende eine Sache wahr wird, wenn sie das Gleiche nur oft genug wiederholen.


1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

Plötzlich hörte man ein scharfes trockenes Husten, und alles schaute sich um. Es kam von einer grossen, hochmütig aussehenden Rakete, die am Ende eines langen Stockes festgebunden war. Bevor sie eine Bemerkung machte, hustete sie jedes Mal, um so die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. "Hm, hm", machte sie, und alles horchte auf, ausgenommen das Feuerrad, das noch immer den Kopf schüttelte und leise dabei blieb: "Die Romantik ist tot."

"Ruhe! Ruhe!" schrie ein Schwärmer. Er war so etwas wie ein Politiker und hatte bei den Wahlen immer eine grosse Rolle gespielt. Daher waren ihm auch die richtigen parlamentarischen Ausdrücke geläufig.

"Ganz tot", flüsterte das Feuerrad noch einmal und schlief dann wieder ein. Sobald vollkommene Stille eingetreten war, hustete die Rakete zum dritten Male und begann. Sie sprach langsam und deutlich, gerade so, als ob sie ihre Memoiren diktierte, und blickte die, zu denen sie sprach, immer über die Achsel an. Sie hatte eben äusserst vornehme Manieren. "Welch ein Glück ist es doch für den Königssohn", bemerkte sie, "dass er gerade an diesem Tage Hochzeit macht, an dem ich losgelassen werden soll! Es hätte sich für ihn nicht besser treffen können, selbst wenn es ausdrücklich vorher so arrangiert worden wäre. Aber Prinzen haben eben immer Glück."

"Mein Gott", krähte der naseweise kleine Schwärmer, "und ich dachte, es wäre gerade umgekehrt: wir würden zu Ehren des Prinzen losgelassen."

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

"Das mag vielleicht bei Ihnen der Fall sein", gab sie hochmütig zurück. "aber bei mir ist das doch wohl etwas ganz anderes. Ich bin eine sehr aussergewöhnliche Rakete und stamme von ganz besonderen Eltern ab. Meine Mutter war das meist gefeierte Feuerrad ihrer Zeit und berühmt wegen ihres graziösen Tanzens. Bei ihrem öffentlichen Auftreten drehte sie sich neunzehnmal, ehe sie ausging, und bei jeder Drehung warf sie sieben rosenrote Sterne in die Luft. Sie mass drei und einen halben Fuss im Durchmesser und bestand aus bestem Schiesspulver. Mein Vater war eine Rakete wie ich von französischer Abkunft. Er flog so hoch, dass man fürchtete, er würde nie wieder herunterkommen. Er kam aber doch, denn er hatte eine liebenswürdige Natur. Er machte einen glänzenden Absturz in einem Schauer von goldenem Regen. Die Zeitungen berichteten von seinen Leistungen in den schmeichelhaftesten Ausdrücken. Die Hofnachrichten nannten es einen Triumph der Pylotechnik."


"Pyrotechnik meinen Sie, Pyrotechnik", verbesserte sie ein bengalisches Licht. "Ich weiss, es heisst Pyrotechnik, denn so steht es auf meiner eigenen Büchse geschrieben."

"Also i c h sage: Pylotechnik", verwies es die Rakete in strengem Ton, und das bengalische Licht fühlte sich davon dermassen zermalmt, dass es sofort den kleinen Schwärmer einzuschüchtern versuchte, um diesem zu beweisen, dass es immerhin doch noch eine Person von einiger Bedeutung wäre. "Ich sage ... " fuhr die Rakete fort, "ja, was sagte ich doch...?"

"Sie sprachen von sich", half ihr die römische Kerze. "Natürlich! Ich wusste doch, dass von einem interessanten Gegenstand die Rede war, als ich so unmanierlich unterbrochen wurde. Ich hasse Rohheit und schlechte Manieren, denn ich leide darunter. Ich weiss, auf der ganzen Welt gibt es kein sensibleres Geschöpf als mich."

"Was ist denn das: ein sensibles Geschöpf?" fragte ein Schwärmer die römische Kerze. "Ein Geschöpf, das anderen immer auf die Füsse tritt, weil es selber Hühneraugen hat!" erklärte ihm diese im Flüsterton, und der Schwärmer wäre beinahe vor Lachen geplatzt.

"Bitte, worüber lachen Sie denn?" forschte die Rakete misstrauisch. "Ich lache doch nicht."

"Ich lache, weil ich glücklich bin", gab ihr der Schwärmer zur Antwort.

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

"Was für ein egoistischer Grund!" tadelte die Rakete verärgert. "Welches Recht haben Sie, glücklich zu sein? Sie sollten an andere denken. Zum Beispiel an mich. Ich denke immer an mich und erwarte von anderen das gleiche. Das nennt man Sympathie, es ist eine sehr schöne Tugend. Ich besitze sie in hohem Masse. Nehmen wir zum Beispiel an, nun passierte heute Nacht etwas - welch ein Unglück wäre das für jeden! Der Prinz und die Prinzessin könnten niemals wieder glücklich sein. Ihr ganzes Eheleben wäre zerstört. Auch der König würde nicht darüber hinwegkommen, das weiss ich. Wirklich: jedes Mal, wenn ich über die Bedeutung meiner Stellung nachdenke, bin ich zu Tränen gerührt!"

"Wenn Sie anderen Vergnügen bereiten wollen", warnte sie die römische Kerze, "halten Sie sich besser trocken!"

"Dazu rät doch der gewöhnliche Verstand!" rief das bengalische Licht, das jetzt wieder besserer Laune war. "Der gewöhnliche Verstand! Natürlich!" entrüstete sich die Rakete. "Aber Sie scheinen ganz zu vergessen, dass ich sehr aussergewöhnlich und etwas ganz Besonderes bin! Gewöhnlichen Verstand kann jeder haben, vorausgesetzt, er besitzt keine Phantasie. Ich aber habe Phantasie, denn ich denke nie an die Dinge, so wie sie wirklich sind. Ich denke sie mir immer vollkommen anders. Und was das Trockenhalten anbelangt, so scheint sich offenbar hier niemand zu befinden, der überhaupt eine empfindsame Natur zu schätzen weiss. Glücklicherweise berührt mich das weiter nicht. Das einzige, was einem durch das Leben hilft, ist das Bewusstsein von der ungeheuren Minderwertigkeit der anderen, und dieses Gefühl habe ich immer sehr gepflegt. Herz besitzt ja doch niemand von euch. Ihr treibt hier Possen und lacht, gerade so als ob der Prinz und die Prinzessin nicht Hochzeit hielten!"

"Ja, und warum denn nicht?" rief eine kleine Feuerkugel aus, "warum sollten wir nicht? Die Hochzeit ist doch immerhin eine höchst freudige Angelegenheit. Ich habe mir vorgenommen, den Sternen alles darüber zu berichten, wenn ich in die Luft hinaufsteige. Sie werden mal sehen, wie sie zwinkern, wenn ich ihnen von der hübschen Braut berichte!"

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

"Sie kennen ihn ja gar nicht!" knurrte die römische Kerze. "Ich habe ja nie behauptet, dass ich ihn kenne!" verwahrte sich die Rakete. "Ich behaupte sogar, wenn ich ihn kennen würde, wäre ich sicherlich nicht sein Freund. Seine Freunde zu kennen, ist eine sehr gefährliche Sache."

"Passen Sie lieber auf, dass Sie trocken bleiben", erinnerte sie die Leuchtkugel. "Das ist die Hauptsache!"

"Für Sie sicher. Davon bin ich überzeugt!" gab die Rakete schnippisch zurück. "Aber ich weine, wenn es mir passt." Und damit brach sie doch tatsächlich in wirkliche Tränen aus, die den Stab nur so herunterkullerten wie Regentropfen. Beinahe wären noch zwei kleine Käfer darin ertrunken, die gerade vorhatten, sich ein eigenes Heim zu gründen, und sich nach einer passenden Stelle dafür umsahen.

"Sie scheint wirklich sehr romantisch veranlagt zu sein!" meinte das Feuerrad, "denn sie weint, wo es gar nichts zu weinen gibt." Es stiess einen tiefen Seufzer aus und dachte an seine Spanschachtel.

Die römische Kerze und das bengalische Feuer jedoch waren ganz ausserordentlich entrüstet und riefen, so laut sie konnten: "Schwindel! So ein Schwindel!" Sie hatten eine durch und durch praktische Weltanschauung: wenn ihnen etwas nicht passte, nannten sie es ganz einfach gleich Schwindel.

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

Da ging mit einem Male der Mond auf. Er strahlte wie ein wundervoller silberner Schild, die Sterne fingen an zu leuchten, und vom Palaste her ertönte Musik. Der Prinz und die Prinzessin führten den Tanz an. Sie tanzten so schön, dass die hohen weissen Lilien durch das Fenster hinein zuschauten, und die grossen roten Mohnblumen wiegten ihre Köpfe im Takte dazu. Dann schlug die Uhr zehn, dann elf, dann zwölf, und mit dem letzten Stundenschlag traten alle auf die Terrasse heraus, und der König schickte nach dem Pyrotechniker.

"Das Feuerwerk soll beginnen!" befahl der König. Der Hofpyrotechniker machte eine tiefe Verbeugung und begab sich zum anderen Ende des Parkes. Er hatte sechs Gehilfen bei sich, und jeder von ihnen trug an einer langen Stange eine brennende Fackel. Es war ein wunderbarer Anblick.

"Tss, tss, tss...." surrte das Feuerrad und drehte sich immer rundum.

"Bumm, bumm!" dröhnte es von der römischen Kerze.

Dann tanzten die Schwärmer über den ganzen Platz, und das bengalische Feuer tauchte alles in ein scharlachrotes Licht.

"Lebt wohl!" verabschiedete sich die Feuerkugel, als sie im Fortschwirren kleine blaue Funken herniederschickte.

"Krak! Krak!" erwiderten die Feuerfrösche, die sich prächtig amüsierten.

So hatte jeder von ihnen einen grossen Erfolg, mit Ausnahme der so bedeutenden Rakete. Sie war vom Weinen dermassen feucht geworden, dass sie überhaupt nicht auffliegen konnte. Denn das beste an ihr war nun eben einmal das Schiesspulver. Dies aber war so vollkommen von Tränen durchnässt, das es einfach versagte. Alle ihre bescheidenen Verwandten, zu denen sie nie anders als mit einem herablassend-höhnischen Lächeln gesprochen hatte, stiegen als wundervolle goldene Blumen und feurige Blüten zum Himmel auf.

"Hurra, hurra!" jubelte der ganze Hof, und die kleine Prinzessin lachte laut auf vor Vergnügen.

"Ich vermute, sie heben mich für eine ganz besonders grossartige Gelegenheit auf", redete sich die Rakete ein. "Ja, ja, so wird es sicher sein!" und damit blickte sie hochmütiger drein denn je.

1.August Feuerwerk Flüelen

Am nächsten Morgen erschienen die Arbeiter, um alles wieder in Ordnung zu bringen. "Das ist sicherlich eine Deputation. Ich will sie in gebührender Weise empfangen", sagte die Rakete, steckte die Nase hoch in die Luft und runzelte dazu streng die Stirn, als ob sie über etwas besonders Wichtiges nachzudenken hätte.

Aber die Leute nahmen keinerlei Notiz von ihr. Erst im Weggehen erblickte sie einer. "Da ist noch eine schlechte Rakete", meinte er kurz und warf sie in hohem Bogen über die Mauer in den Graben.

"Schlechte Rakete? Schlechte Rakete?" wiederholte die2se, während sie durch die Luft wirbelte. "Das ist doch unmöglich! Schöne Rakete hat der Mann natürlich gesagt! Schön und schlecht klingt ziemlich ähnlich und ist oft dasselbe", und damit klatschte sie in den Schlamm. "Behaglich ist es hier ja gerade nicht!" bemerkte sie. "Aber wahrscheinlich ist dies irgend ein vornehmer Badeort, und man hat mich hierher geschickt, damit sich meine angegriffene Gesundheit kräftigt. Meine Nerven sind ohnehin ziemlich durcheinander, und ich brauche dringend Ruhe."

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

Da schwamm ein kleiner Frosch mit glänzend-gelben Augen, angetan mit einem grün-gesprenkelten Rock, auf sie zu. "Wahrscheinlich ein neuer Gast!" meinte der Frosch. "Es geht ja auch wahrhaftig nichts über den Schlamm. Sehen Sie: wenn ich nur regnerisches Wetter und einen Graben habe, so bin ich vollkommen glücklich. Glauben Sie, dass es heute Nachmittag regnen wird? Ich möchte es sehr wünschen, aber der Himmel ist ganz blau. Kein Wölkchen ist zu sehen. Wie schade!"

"Hem, hem!" krächzte die Rakete und begann zu husten.

"Was für eine schöne Stimme sie haben!" bewunderte der Frosch. "Sie klingt genau wie die einer Krähe, und das ist für mich die schönste Musik der Welt. Sie sollten heute Abend einmal unseren Gesangsverein hören! Der Treffpunkt unseres Vereins ist der alte Ententümpel neben dem Pächterhaus. Sobald der Mond aufgeht, fangen wir an. Es ist so hinreissend, dass die Menschen im Bett wachbleiben, bloss um uns zuzuhören. Erst gestern hörte ich, wie die Pächtersfrau zu ihrer Mutter sagte, sie hätte unseretwegen in der Nacht kein Auge zutun können. Es freut einen doch sehr wenn man so beliebt ist!"

"Hem! Hem!" ärgerte sich die Rakete. Sie war wütend, dass sie kein Wort dazwischenwerfen konnte.

"Eine köstliche Stimme!" lobte der Frosch. "Hoffentlich kommen Sie recht bald einmal zum Ententümpel herüber. Jetzt muss ich aber nach meinen Töchtern sehen. Ich habe nämlich sechs schöne Töchter und fürchte, der Hecht könnte ihnen begegnen. Er ist ein vollendetes Ungeheuer und würde keinen Augenblick zögern, sie zum Frühstück zu verspeisen. Also: auf Wiedersehen. Ich kann Ihnen versichern, dass mich unsere Unterhaltung sehr gefreut hat."

"Nette Unterhaltung, das!" empörte sich die Rakete. "Sie haben die ganze Zeit über allein gesprochen. Das nenne ich keine Unterhaltung."

"Einer muss zuhören", stellte der Frosch sachlich fest, "und ich übernehme das Sprechen gern. Das spart Zeit und lässt keinerlei Streit aufkommen!"

"Aber ich habe Streit gern!" widersetzte sich die Rakete.

"Hoffentlich nicht", entgegnete der Frosch höflich. "Streit ist etwas entsetzlich Ordinäres. In guter Gesellschaft sind immer alle derselben Meinung. Also nochmals: auf Wiedersehen! Da drüben sind meine Töchter." Und damit schwamm er fort.

"Was sind Sie nur für eine aufdringliche Person!" schnaubte die Rakete. "Und ganz ohne jede Erziehung! Ich hasse Leute, die immer weiterreden, wenn man auch mal von sich selbst etwas erzählen will! Das nenne ich Egoismus, und Egoismus ist etwas ganz Abscheuliches, besonders für jemanden von meinem Temperament, und ich darf sagen: ich bin wegen meines sympathischen Naturells allgemein beliebt. Sie sollten sich wirklich ein Beispiel an mir nehmen. Sie können gar kein besseres Vorbild finden. Und Sie sollten vor allen Dingen die Gelegenheit, die sich Ihnen jetzt bietet, benützen, denn bald kehre ich wieder an den Hof zurück, wo ich ausserordentlich geschätzt werde. Mir zu Ehren wurden gestern sogar der Prinz und die Prinzessin verheiratet. Von alledem wissen Sie natürlich nichts, denn Sie sind ja vom Lande!"

1.August Feuerwerk Flüelen

"Es hat keinen Zweck, ihm was zu erzählen", klärte sie eine Libelle auf, die auf einer grossen braunen Binse sass, "gar keinen Zweck. Er ist schon weg."

"Das ist höchstens sein Schaden, nicht der meine", erwiderte die aufgeblasene Rakete. "Ich denke gar nicht daran, meine Rede abzubrechen, bloss weil er nicht zuhört. Ich höre mich selbst gern sprechen. Es ist mein grösstes Vergnügen. Ich führe oft lange Unterhaltungen mit mir selber, und manchmal verstehe ich selber kein Wort von dem, was ich sage, so gescheit bin ich!"

"Dann sollten Sie Vorlesungen über Philosophie halten", rief die Libelle, breitete ein Paar entzückende Gazeflügel aus und schwirrte davon.

"Wie dumm von ihr, dass sie nicht hier blieb", sagte die Rakete. "Ich bin überzeugt, sie findet nicht so bald wieder eine solche Gelegenheit, etwas für ihre Bildung zu tun. Aber mir kann das ja schliesslich gleichgültig sein. Ein Genie wie ich findet früher oder später seine Anerkennung." Und sie sank noch ein bisschen tiefer in den Schlamm ein.

1.August Feuerwerk Flüelen

 Nach einer Weile kam eine grosse weisse Ente angeschwommen. Sie hatte gelbe Beine und Schwimmhäute an ihren Füssen und galt wegen ihres Watschelns als grosse Schönheit. "Quak, quak, quak", machte sie. "bist du aber ein komisches Gestell! Darf ich fragen, ob du schon so auf die Welt gekommen bist oder ob dies die Folge eines Unfalls ist?"

"Es ist klar, dass Sie immer auf dem Lande gelebt haben", erwiderte die Rakete, "andernfalls würden Sie wissen, wen Sie vor sich haben. Aber ich verzeihe Ihnen Ihre Unwissenheit. Es wäre unbillig, von anderen Leuten zu verlangen, dass sie so ausserordentlich und ungewöhnlich sind, wie man selber ist. Es wird Sie zweifellos überraschen zu hören, dass ich zum Himmel fliegen und in einem goldenen Regenschauer wieder auf die Erde herunter kommen kann."

"Davon halte ich nicht viel", gab die Ente nüchtern zur Antwort. "Ich sehe nicht ein, wozu das gut sein soll. Ja, wenn du Felder pflügen könntest wie ein Ochse, einen Wagen ziehen wie das Pferd oder doch wenigstens die Schafe hüten wie der Schäferhund, das wäre noch etwas!"

"Ach, Sie Ärmste!", gab die Rakete sehr überlegen zurück. "Ich sehe, dass Sie den untern Ständen angehören. Jemand von meinem Range ist niemals nützlich. Wir besitzen eine gewisse Bildung, und das ist mehr als genügend. Ich habe keinerlei Sympathie für irgendwelche Beschäftigung, am allerwenigsten für eine von der Art, die Sie mir anscheinend empfehlen wollen. Ich bin immer der Meinung gewesen, dass nur jene Leute zur Arbeit ihre Zuflucht nehmen, die gar nichts zu tun haben."

"Ja, ja", gab die Ente, die nie mit jemandem Streit anfing, friedfertig zu, "ja, ja, die Geschmäcker sind eben verschieden. Aber ich hoffe doch, dass Sie sich hier dauernd niederlassen werden, nicht wahr?"

"Fällt mir ja gar nicht ein!" rief die Rakete. "Man hat mich hier nur als Besuch anzusehen, als sehr vornehmen Besuch. Ich finde den Ort übrigens höchst langweilig: hier gibt es weder Einsamkeit, noch trifft man Gesellschaft an. Es ist wie in einer Vorstadt. Wahrscheinlich werde ich wieder an den Hof zurückkehren, denn ich weiss, ich bin dazu bestimmt, Aufsehen in der Welt zu erregen."

1.August Feuerwerk Flüelen

 "Ich hatte mich auch einst mit dem Gedanken befasst, ins öffentliche Leben zu treten", gestand die Ente. "Es gibt da so vieles, was reformbedürftig wäre. Ich habe auch wirklich einmal den Vorsitz in einer Versammlung geführt; wir fassten Resolutionen, die alles verurteilten, was wir nicht leiden konnten. Aber es scheint, dass nicht viel damit erreicht worden ist. Jetzt gehe ich ganz in meiner Häuslichkeit auf und kümmere mich nur noch um meine Familie."

"Ich bin eben nun einmal für das öffentliche Leben geschaffen", beharrte die Rakete. "Ich und alle meine Verwandten, bis zu den geringsten unter ihnen. Wo immer wir erscheinen, erregen wir Aufsehen. Ich selbst bin bisher noch nicht öffentlich aufgetreten. Wenn es aber dazu kommt, wird es ein ganz herrlicher Anblick sein. Was die Häuslichkeit anbetrifft, so macht einen diese frühzeitig alt und lenkt den Geist von höheren Dingen ab."


"Ach, ja, die höheren Dinge des Lebens sind sehr schön!" bestätigte die Ente sehnsüchtig. "Das erinnert mich daran, wie hungrig ich bin!" Sie machte noch ein paar Mal: "Quak, quak!" und schwamm den Bach hinunter.

"Komm doch zurück! Komm zurück!" schrie ihr die Rakete nach, "ich habe dir noch eine Menge zu sagen." Aber die Ente kümmerte sich gar nicht mehr weiter um sie.

"Ich bin doch froh, dass sie fort ist", sagte die Rakete nunmehr zu sich. "Sie hat unverkennbar etwas Kleinbürgerliches". Damit sank sie noch tiefer in den Schlamm und fing an, über die Einsamkeit des Genies nachzudenken, als auf einmal zwei kleine Buben in weissen Kitteln den Graben entlang gelaufen kamen. Sie trugen einen Kessel und ein Reisigbündel. "Das scheint die Deputation zu sein?" mutmasste die Rakete und bemühte sich, sehr würdevoll dreinzuschauen.

1.August Feuerwerk Flüelen Uri Schweiz

 "Holla!" rief einer der Jungen, "guck doch mal da: der alte Stecken. Wie der wohl hierher gekommen ist?" Und er fischte die Rakete aus dem Schlamm heraus.

"Alter Stecken", wiederholte die Rakete. "Unsinn! Natürlich sagte er: goldener Stock! Das ist ein ausserordentliches Kompliment! Wahrscheinlich hält er mich für einen Hofwürdenträger."

"Wir wollen ihn ins Feuer legen", schlug der Junge vor, "dann kocht unser Topf schneller." Sie schichteten also das Reisig, legten die Rakete obenauf und zündeten das Feuer an.

"Das ist ja herrlich!" freute sich die Rakete. "Sie lassen mich bei hellem Tageslicht aufsteigen, damit mich jeder sehen kann!"

"So, jetzt wollen wir uns ein bisschen schlafen legen", sagten die Buben, "und wenn wir aufwachen, wird das Wasser kochen." Damit legten sie sich ins Gras und schlossen die Augen.

Die Rakete war sehr feucht und brauchte deshalb eine ganze Weile, bis sie Feuer fing. Endlich fing sie doch an zu brennen. "Jetzt steig ich auf!" rief die Rakete und machte sich ganz gerade und steif. "Ich werde viel höher steigen als die Sterne, viel höher als der Mond und viel, viel höher als die Sonne. Ich werde so hoch steigen, dass..."

"Sssst, sssst, sssst!" machte sie und stieg kerzengerade in die Luft. "Herrlich!" rief sie begeistert. "Und so geht's nun in alle Ewigkeit weiter. Welch ein Erfolg!" Aber niemand sah sie.

Dagegen spürte sie ein eigenartiges Prickeln in ganzen Leibe. "Jetzt werde ich explodieren!" jubelte sie. "Die ganze Welt werde ich in Brand setzen! Dabei werde ich einen solchen Lärm machen, dass kein Mensch ein ganzes Jahr lang von etwas anderem reden wird!" Und nun explodierte sie wirklich: "Krach! Krach! Pffft!" puffte das Schiesspulver. Es bestand kein Zweifel. Doch niemand hörte sie, nicht einmal die beiden kleinen Jungen, denn sie waren fest eingeschlafen.

"Um Gottes Willen!" schrie eine Gans entsetzt, "jetzt regnet's schon Stöcke!" und sie schoss ins Wasser.

"Ich wusste doch: ich würde unerhörtes Aufsehen erregen!" hauchte die Rakete noch und verlöschte.

Feuerwerk


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